Susanne Hinger, Redaktionsleiterin von Apotheker Krone und Ärzte Krone, analysiert wie Apotheken mit der Corona-Krise umgehen.
Apotheker leisten zurzeit mit ihren Teams Unglaubliches. Und das mit großem Einsatz und mit viel Eigeninitiative. Apotheken müssen offen halten, ungeachtet der Krise. Da stellen sich Fragen: „Wie schütze ich mich?“, „Wie schütze ich meine Mitarbeiter?“, „Wie schütze ich meine Patienten?“. Apotheker sind eine exponierte Berufsgruppe, die ersten Apotheken sind bereits betroffen und mussten schließen. Mundschutz war in vielen Apotheken sehr rasch – wie überall sonst auch – ausverkauft und leider oft auch für das eigene Personal nicht mehr vorrätig.
Wie kaum eine andere Berufsgruppe wurden Apotheker von der Situation überrollt, und wie kaum eine andere Berufsgruppe fühlen sich Apotheker allein gelassen. Die Kritik vieler richtet sich zum einen an die öffentliche Information und Berichterstattung, von der man sich vergessen und unbedankt fühlt, zum anderen auch an Ärzte, die einfach zusperren; aber auch an die eigene Standesvertretung. Empfehlungen für Apotheker gab es, verglichen mit anderen Berufsgruppen, relativ spät. Eine knappe Woche vor dem absoluten Shutdown, als – abgesehen von den Après-Ski-Parties – schon fast alle größeren Menschenansammlungen abgesagt waren, fand noch die Apotheker-Tagung in Schladming statt und musste abgebrochen werden. Gewiss, die Behördenanweisung kam erst am Dienstag, dem 10. März, und ja, nachträglich ist jeder klüger, doch andere Institutionen haben in Eigenregie schon weit früher reagiert.
Apotheken halten offen, viele Arztpraxen haben nur eingeschränkte Öffnungszeiten. Doch Menschen sind krank und brauchen Hilfe. Viele berichten von verzweifelten, kranken Patienten, die, weil sie bei der Hotline nicht durchkommen, erst wieder die Erstanlaufstelle Apotheke aufsuchen.
Vor kurzem hat sich jetzt die Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmediziner an die Öffentlichkeit gewandt und ENTGEGEN anderen Empfehlungen (die nahelegen, die Grundversorgung zu reduzieren) im Namen der Allgemeinmediziner ein Bekenntnis FÜR das Aufrechterhalten der Grundversorgung abgelegt – und dabei explizit auch die Kooperation mit Sozialen Diensten und Apotheken erwähnt.
Erschwert wird die Situation für Apotheker auch durch die plötzliche Freischaltung des E-Rezeptes. Einerseits genial, wie schnell die Dinge gehen und wie alle über ihren Schatten springen können, wenn es notwendig ist. Andererseits soll jedoch nicht unerwähnt bleiben: Die Hauptlast der plötzlichen Freischaltung trifft jetzt die Apotheker.
Im Schatten der großen medialen Berichterstattung, in der meist gesundheitspolitische Maßnahmen und die spitalsärztliche Versorgung im Vordergrund stehen, leisten die Apotheker derzeit Großartiges. In Eigeninitiative und mit Kreativität wurden nicht nur Zutrittsbegrenzungen und Plexiglaswände installiert, sondern auch Lieferservices und vieles mehr organisiert, um die Arzneimittelversorgung aufrecht zu halten – auch für die Schwächsten der Gesellschaft.