Ein Thema beherrscht derzeit die Corona-Debatte: Wann und wie werden wir wieder zur Normalität zurückkehren? Die Frage ist allerdings vielmehr, ob das überhaupt geht und ob wir wirklich zurück zur Vor-Corona-Zeit wollen.
Wirtschaftsforscher haben errechnet, dass die Erholung nach der Corona-Krise zwei bis drei Jahre dauern wird. Je nachdem wie lange die Krise und die gesetzten Maßnahmen noch dauern werden. Die Sorgen vor dem Virus und der ausgelösten Erkrankung sind angesichts der Erfolge der Eindämmungsmaßnahmen der Sorge um Arbeitsplätze und Unternehmen gewichen. Die Frage, die alle auch beschäftigt, ist zudem, wer die Kosten der Krise am Ende schultern wird. Der Steuerzahler, sagt Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Spannend wird sein, wer das genau ist und in welchem Ausmaß es die verschiedenen Gruppen trifft. In jedem Fall werden wir auch noch lange diskutieren und rechnen, ob die Maßnahmen vielleicht zu weit gegangen sind und andere Länder vielleicht eine bessere Strategie hatten. Da werden Erkrankungszahlen, Todesfälle und Wirtschaftsdaten verglichen werden. Und es wird sich wohl für jede Position ein Argument finden.
Doch der Vergleich Gesundheit und Wirtschaft hinkt. Klar ist: die Pandemie ist ein volkswirtschaftliches Desaster. Man kann aber nicht einfach aufrechnen, welchen Schaden die gesetzten Maßnahmen hervorrufen, sondern wird auch fragen müssen, welche Folgen wir hätten, hätte man nicht reagiert. Denn auch ohne Reaktion trifft COVID-19 die Wirtschaft. Das hat etwa der Internationale Währungsfonds nun vorgerechnet und kommt zum Ergebnis, dass die Wirtschaft in Schweden genauso belastet wird, wie jene in Österreich: BIP-Rückgang -7% in Österreich, -6,8% in Schweden. Noch dramatischer sind aber die Folgen für den Arbeitsmarkt: 5,5 % Arbeitslosenrate in Österreich 2020; 10,1% in Schweden.
Die Frage ist aber nicht nur, welche Volkswirtschaft den größeren Schaden davon trägt, sondern auch was Corona mit uns als Gesellschaft und als Menschen macht. Wir haben uns in Isolation begeben, um Menschenleben zu retten. Wir haben Menschen und Gesundheit vor wirtschaftlichen Erfolg gestellt. Was wäre die Alternative? Todesfälle in Kauf zu nehmen? Dabei geht es nicht, wie viele jetzt argumentieren, um ein Todschlagargument für Kritiker der Maßnahmen. Hier geht es auch um einen humanistischen Standpunkt. Und um die Frage, was uns ein Menschenleben wert ist. (rüm)