Die jüngsten Verzögerungen bei Impfstofflieferungen und die Diskussionen über Impfstrategien in den Bundesländern bremsen die Möglichkeiten für einen ruhigen Sommer. Will man bis Sommerbeginn 60 % der Bevölkerung immunisiert haben, müssten täglich 66.000 Menschen geimpft werden.
Ein Kraftakt beim Impfen soll die Corona-Pandemie in der Europäischen Union binnen weniger Monate wirksam eindämmen. „Unser Ziel ist, bis zum Sommer 70 Prozent unserer erwachsenen Bevölkerung geimpft zu haben“, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen in dieser Woche in Brüssel. „Das könnte die Wende in unserem Kampf gegen das Virus sein.“ Doch nach den jüngsten Meldungen über verzögerte Lieferungen und Lieferengpässe bei den Herstellern, rückt das Ziel in weite Ferne. Dazu kommen mindestens drei neue, besonders ansteckenden Virusmutationen. „Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, können wir das Risiko einer möglicherweise noch härteren dritten Infektionswelle womöglich nicht mehr eindämmen“, sagte nicht zuletzt deshalb Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.
Doch die Menschen in Österreich und Europa sind der Corona-Maßnahmen müde. Der Widerstand – offen oder durch stillen Boykott – wächst und die Regierungen tun sich immer schwerer, die Bevölkerung zum Mitmachen zu motivieren. Dazu nimmt der Druck aufgrund von Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen zu. Es bräuchte also eine Beschleunigung der Impfkampagne. Doch genau die stockt. Um bis Anfang Juli 60 % der österreichischen Bevölkerung zweimal zu impfen, müssten täglich mehr als 66.000 Impfungen verabreicht werden. Davon ist man derzeit weit entfernt. Selbst wenn am Ende des ersten Quartals Europa eine beeindruckende Menge von Dosen haben wird, wie das die EU hofft, geht es doch darum diese Impfungen auch an die Frau und den Mann zu bringen.
Offen ist derzeit auch, ob die wärmere Zeit eine Entlastung wie im Vorjahr bringt. Die ersten Experten bezweifeln das bereits. Sobald ein großer Teil der Alten sowie der Risikogruppe durchgeimpft ist, könnte ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden. Dann könnten sich innerhalb kürzester Zeit wieder deutlich mehr Leute mit dem Virus infizieren – und diesmal vor allem auch jüngere Menschen. (rüm)