Eigentlich hat man sich in der Pandemie schon über viele Entscheidungen wundern müssen. Beim Testen übertreffen sich jetzt die Länder mit neun individuellen Lösungen. Doch immer, wenn man glaubt, es geht nicht tiefer, glänzen die Tiroler.
Die Coronavirus-Neuinfektionszahlen sind weiter auf hohem Niveau. Am Donnerstag meldeten die Ministerien 25.893 weitere Infizierte seit Mittwoch. Es ist zwar der „geringste“ Donnerstags-Wert seit mehr als zwei Monaten, sehr hoch ist jedoch wieder die Zahl der Todesopfer. Allein 53 Menschen sind seit Mittwoch verstorben. In der vergangenen Woche wurden insgesamt 286 Todesfälle registriert. In den belasteten Spitälern werden noch immer 3.186 Infizierte versorgt. Auf Intensivstationen lagen am Donnerstag 224 Schwerkranke, um 21 weniger als am Vortag.
Dennoch ist der Donnerstag der letzte Tag, an dem unbegrenzt getestet werden darf. Ab Freitag gilt die neue Strategie, die pro Person regulär zehn Tests pro Monat vorsieht. Immer mehr Impfstellen werden zudem mangels Nachfrage aufgelassen. Auch nach Ende der Gratis-Coronatests mit 1. April bleiben die Regeln in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Während Wien Tests vor allem über die Initiative „Alles gurgelt“ abwickeln will, stellt die Steiermark ganz auf Testabnahme in Apotheken um. Vorarlberg setzt hauptsächlich aufs Gurgeln, bindet aber auch weiter Apotheken ein. Tirol, Salzburg und Oberösterreich behalten ein Mischsystem. Das Burgenland setzt wie Kärnten auch die Testaktion „Gurgeln daheim“ fort.
Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) fordert indes ein Ende sämtlicher Quarantäne-Regeln – auch für positiv Getestete. Gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Donnerstagsausgabe) hielt er fest, dass Covid-19 wie die Grippe behandelt werden solle: „Es kann nicht sein, dass ein Nasenstaberl sagt, ob ich krank bin oder nicht.“ Wer sich krank fühle, solle zuhause bleiben, wer sich gesund fühle, zur Arbeit gehen. Dafür brauche es keine Quarantäneregeln, so Walser. „Wir müssen aufhören, gesunde Menschen wegzusperren“, unterstrich der Wirtschaftskammerchef. Da ist dann wohl auch endgültig klar, was höher wiegt: die wirtschaftliche Entwicklung oder Gesundheit und Menschenleben. Immer, wenn man glaubt, es geht in der Pandemiebekämpfung nicht tiefer, glänzen die Tiroler und tun alles dafür, die Impfbereitschaft im Hinblick auf den kommenden Herbst möglichst nicht zu erhöhen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Föderalismus gesundheitsschädigend ist und sich die Bundesländer hier zunehmend als inkompetent erweisen. Es braucht endlich Transparenz über regionale Ausgaben, Erkrankungszahlen, Spitalsdaten und eine zentrale Steuerung. (rüm)