Je länger die Corona-Krise dauert, desto wichtiger ist es, dass Patienten das Gesundheitswesen wieder möglichst normal nutzen und wichtige Untersuchungen nicht aufgeschoben werden.
Die Lockdown-Massnahmen zu Beginn der Pandemie waren richtig und sinnvoll. Darüber sind alle Beobachter nahezu einig. Man wollte rasch versuchen, infektiöse Patienten vor allem vom Gesundheitswesen fernzuhalten, damit sie dort nicht andere Patienten und auch Gesundheitsberufe anstecken. Man hatte das in Italien gesehen: Weil dort auch Patienten mit leichten Symptomen ins Spital gebracht wurden und weil das Gesundheitspersonal nicht ausreichend geschützt wurde, kam es letztlich zu den bekannten dramatischen Entwicklungen.
Das Virus ist nicht verschwunden und breitet sich sogar wieder stärker aus. Die Gefahr sollte also jetzt nicht kleingeredet werden. In der Zwischenzeit wissen wir aber mehr: Wir wissen mehr über Verläufe, über Therapiemöglichkeiten und vor allem gibt es mehr Schutzausrüstung als zu Beginn der Krise. Genau das sollte nun auch den Menschen kommuniziert werden: „Das Virus ist nicht harmlos, aber wir können besser damit umgehen.“ Und deshalb muss das Gesundheitssystem auch wieder geöffnet werden. Es macht keinen Sinn, Patienten von Ordinationen und Spitälern auszusperren. Vielmehr sollen sie richtig diagnostiziert, behandelt, medikamentös eingestellt und laufend kontrolliert werden. Sonst haben wir am Ende zwar Corona im Griff aber nicht die Folgen von unbehandelten Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetesfällen, Schmerzpatienten und vielem mehr. (rüm)