Krankenversicherung mit tiefrotem Ausblick bis 2028

© ÖGK

Die soziale Krankenversicherung erwartet nach einem Minus von rund 650 Millionen Euro im Vorjahr bis 2028 durchgehend Verluste. Relatus kennt die Details.

Die öffentliche Information des Dachverbandes der Sozialversicherungen am Wochenende war kurz und knapp: „Die aktuelle Gebarungsvorschaurechnung der Krankenversicherungsträger geht für das heurige Jahr von einem Bilanzverlust von 264,7 Mio. Euro aus. In den Jahren bis 2028 ist unter unveränderten Rahmenbedingungen mit einem jeweils ähnlichen Ergebnis zu rechnen.“ Konkret bedeutet das: 2024: Minus 264,7 Mio. Euro, 2025: Minus 220,6 Mio. Euro, 2026 Minus 204,3 Mio. Euro, 2027: Minus 232,6 Mio. Euro, 2028: Minus 266,2 Mio. Euro. „Der kumulierte Abgang der KV-Träger beträgt in der Periode 2024 bis 2028 rund 1,19 Milliarden Euro.“ Aus dem neuen Finanzausgleich erhalte die Krankenversicherung zwar netto 248 Mio. Euro jährlich. Mit diesen Mitteln seien jedoch zusätzliche Leistungen zu bedecken, „sodass kein nennenswerter finanzieller Konsolidierungseffekt zu erwarten ist.“

Rund die Hälfte der Abgänge entfällt auf die Österreichische Gesundheitskasse. ÖGK-Obmann Andreas Huss dazu: „Die offizielle Vorschaurechnung zeigt, dass die ÖGK auch in den nächsten Jahren strukturell im Minus steckt. Das beweist, dass das Krankenkassensystem in einer Zeit mit Bevölkerungswachstum, älter werdender Bevölkerung, größerem Aufgabenspektrum auch durch die nötige Spitalsentlastung zusätzliches Geld braucht.“ Mit den Zusatzmitteln aus dem Finanzausgleich können die zusätzlichen Aufgaben bei weitem nicht finanziert werden, sagt Huss. Für den „dringend nötigen“ Ausbau zur Stärkung der solidarischen Versorgung, „die wir Arbeitnehmer-Vertreter:innen vorgelegt haben“, benötige man rund 1 Mrd. Euro jährlich. „Die nächste Regierung muss sich klar zur öffentlichen und solidarischen Versorgung bekennen und diese auch ausreichend finanzieren. Andernfalls wird der Weg zu noch mehr Privatmedizin und noch mehr Zusatzkosten für die Menschen verstärkt. Darunter würden unsere Patient:innen noch mehr leiden als bisher.“

Wenig rosig sieht es auch bei der Sozialversicherung der Selbstständigen aus: Das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 wurde mit einem Minus von 46,3 Mio. Euro abgeschlossen. Für 2024 prognostiziert die SVS ein Minus von 54,8 Mio. Euro. Für 2025 wird aktuell mit einem Plus von 6 Mio. Euro gerechnet, 2027 mit einem Minus von 3,4 Mio. Euro und für 2028 aktuell mit einem Minus von 20,6 Mio. Euro. In Summe bedeutet das für 2024 bis 2028 Verluste von 72,8 Mio. Euro. Mit 2023 sind es sogar 119,1 Mio. Euro. „Die SVS hat einen klaren Fokus auf die Erfüllung ihrer Kernkompetenzen und investiert mit dem Ärztevertrag und den Präventionsinitiativen in ein modernes, effizientes und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem. Die Gebarung steht auf einem soliden Fundament“, erklärt SVS-Obmann Peter Lehner. „Die größten Kostenfaktoren sind die Zahlungen an die Länder für den Krankenanstaltenfonds in der Höhe von 682 Mio. Euro und 717 Mio. Euro für den Bereich „ärztliche Hilfen“. Die Kosten für Heilmittel werden mit 499 Mio. Euro im Jahr 2024 kalkuliert“, erläutert Lehner. „Wir entwickeln unseren Träger zukunftsweisend stetig weiter. Mit unserem österreichweiten Ärztevertrag leisten wir einen Beitrag zur Attraktivierung der Mangelfächer und wir berücksichtigen den technologischen und medizinischen Fortschritt“, erklärt der SVS-Obmann und führt weiter aus: „Wir verfolgen konsequent die Transformation vom Reparatursystem zum Vorsorgesystem. Unsere Vorsorge-Initiativen machen aufmerksam und schaffen einen Anreiz, sich aktiv mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen.“ (rüm)