Seit 20 Jahren steht Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda an der Spitze der Österreichischen Krebshilfe. Unermüdlich und durchaus streitbar hat er sich nicht zuletzt für wichtige Präventionsthemen eingesetzt. Ein Rückblick.
Am 15.9.2000 – auf den Tag genau vor 20 Jahren – wurde Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda zum ehrenamtlichen Präsidenten der Österreichischen Krebshilfe gewählt. Seine Vision war, die (damals 90jährige Organisation) ins nächste Jahrtausend zu führen und wichtige gesundheitspolitische Themen verstärkt zu thematisieren und einer Umsetzung zuzuführen. Die (Zwischen-)Bilanz kann sich mehr als sehen lassen: 2003 sprach Sevelda eine öffentliche Warnung zur Hormonersatztherapie (HET) im Wechsel aus, nachdem die „1-Million-Study“ den Zusammenhang zwischen HET und einem erhöhten Brustkrebsrisiko und einer erhöhten Brustkrebssterblichkeit zeigte. Diese eindringliche Warnung führte zu einem generellen Umdenken in der Verabreichung der Hormonersatztherapie.
Sevelda engagierte sich mehr als 20 Jahre unermüdlich für die Einführung eines organisierten und qualitätsgesicherten Brustkrebs-Früherkennungsprogrammes, das schlussendlich 2014 Wirklichkeit wurde. Seinem persönlichen Einsatz ist es auch zu verdanken, dass die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) – als wesentliche Prävention gegen einige Krebsarten – als kostenfreie Impfung in das Kinderimpfprogramm aufgenommen wurde. Weiters gelang es, die jahrelange Krebshilfe-Forderung nach einem stufenweisen Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Krebserkrankung (Wiedereingliederungsteilzeit) 2017 gesetzlich zu verankern.
Eine der wohl bedeutendsten Initiativen, der sich Sevelda widmete, war der unermüdliche Kampf für den Nichtraucherschutz und eine Reduktion der Anzahl von Rauchern, insbesondere jugendlicher Raucher. Nachdem das bereits 2015 beschlossene Rauchverbot in der Gastronomie 2018 wieder zurückgenommen werden sollte, beschlossen Sevelda und sein Kollege, Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg, eine Online Petition zu eröffnen. Nach nur 24 Stunden hatten 100.000 Menschen unterzeichnet. Diese überwältigende Unterstützung der österreichischen Bevölkerung führte dazu, dass Sevelda im Namen der Österreichischen Krebshilfe gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer das Volksbegehren „Don‘t smoke“ ins Leben rief. Mit 881.569 Unterstützungserklärungen war dies das erfolgreichste Volksbegehren einer privaten Initiative und insgesamt das 6. erfolgreichste Volksbegehren in der österreichischen Geschichte. In weiterer Folge konnte mit Unterstützung aller Parteien (mit Ausnahme der FPÖ) mit November 2019 ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie gesetzlich verankert werden. Obwohl Sevelda immer wieder betonte, dass er keinesfalls als „Sesselkleber“ betrachtet werden möchte und KollegInnen motivierte, die Position als Krebshilfe-Präsident zu übernehmen, wurde Sevelda sieben Mal wiedergewählt, jedes Mal einstimmig.
Derzeit stehen wieder wichtige Projekte für ein besseres und gesünderes Österreich auf der Agenda, wie die Implementierung eines organisierten Dickdarmkrebs-Screenings, die Einführung neuer Früherkennungsrichtlinien für Gebärmutterhalskrebs, der dringend notwendige Ausbau palliativer Versorgung und die verstärkte Früherkennung von Hautkrebs und Prostatakrebs. Auch Themen wie der Erhalt der Fruchtbarkeit für krebskranke Jugendliche oder junge Erwachsene will Sevelda gemeinsam mit den zuständigen wissenschaftlichen Gesellschaften der Reproduktionsmedizin aufgreifen und hier vor allem auch die entsprechende finanzielle Unterstützung im Rahmen des IVF-Fonds in die Praxis umsetzen. (rüm)