Onkolog:innen und die Krebshilfe warnen vor Regierungsplänen für eine Heilmittelkommission für den Krankenhausbereich und neue Therapien.
Ein Regierungsvorhaben, nämlich der Schaffung eines Bewertungsboard für Arzneimittel im Zuge des Budgetbegleitgesetzes, sorgt derzeit für Debatten. Der Salzburger Onkologe Richard Greil ortet in der „Kronen Zeitung“ einen Sparplan bei Krebs-Patient:innen und fürchtet, dass krebskranken Patient:innen bestimmte Therapien verweigert werden. Kritik kommt auch von Ewald Wöll, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (OeGHO): „In Österreich ist die Versorgung für Menschen mit Krebserkrankungen aktuell exzellent. Patient:innen haben einen sehr schnellen Zugang zu wirksamen, neuen und innovativen Therapien.“ Die OeGHO verschließe sich nicht Reformen des Gesundheitssystems, dies dürfe aber keinesfalls zum Nachteil der uns anvertrauten Patient:innen geschehen und müsse unbedingt unter zentraler Einbindung von Expert:innen aus der Krebsmedizin geschehen“, sagt Wöll.
Auch die Österreichische Krebshilfe übt scharfe Kritik an den Plänen. „Der Grund warum Österreich bei der Versorgung von Krebspatient:innen im internationalen Bereich immer auf Rang 1 oder 2 zu finden ist, liegt vor allem an der raschen Zugriffsmöglichkeit auf wissenschaftlich überprüfte, erwiesen wirksame und modernste Therapien,“ sagt auch Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda. „Wenn die Entscheidung darüber in die Hände von finanzierende Funktionäre gelegt werden soll, die über keine entsprechende medizinisch-wissenschaftliche und onkologische Expertise verfügen, dann gefährdet dies die hohe Qualität der Versorgung und verschlechtert die Chancen der Patient:innen, bestmöglich versorgt zu werden,“ sagt Sevelda. Die Lebenszeit von Menschen dürfe nicht Gegenstand von Harmonisierungen und Sparmaßnahmen sein.
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) wies diese Vorwürfe als „absurd“ zurück. „Das Bewertungsboard bewertet keine individuellen Krankheitsfälle, sondern evaluiert nach sachlichen und wissenschaftlichen Kriterien den Einsatz eines neuen Medikaments. Dieses Vorgehen ist international üblich und schafft mehr Transparenz und Fairness“, erklärte der Gesundheitsminister. Und weiter: „Es ist absurd zu glauben, ich als ehemaliger Krebs-Patient würde anderen Patient:innen lebenswichtige Medikamente verweigern. Wir schaffen im Gegenteil evidenzbasierte Regeln, damit alle Patient:innen in Österreich gleichen Zugang zu innovativen Arzneimitteln bekommen.“ (red)