Forschungen der MedUni Wien zeigen erstmals, wie die Blutplättchenfunktion den Verlauf einer Leberzirrhose beeinflusst und wann das Risiko für Komplikationen steigt.
Leberzirrhose, die ausgeprägte Vernarbung der Leber, kann mehrere Komplikationen mit sich bringen, darunter Veränderungen des Blutgerinnungssystems. Diese können sowohl das Risiko für eine Blutung als auch eine Thrombose erhöhen und einen negativen Verlauf der Erkrankung beschleunigen. Forscher:innen der MedUni Wien konnten nun erstmals zeigen, welche Rolle dabei die Blutplättchenfunktion spielt. Über eine Durchflusszytometrie, optimal für die Messung der Blutplättchenaktivierung, offenbarte die Studie, dass die Fähigkeit der Blutplättchen, adäquat auf Stimuli zu reagieren, mit fortschreitender Erkrankungsschwere deutlich abnimmt.
In einer weiteren Analyse zeigten die Forscher:innen, dass die reduzierte Blutplättchenaktivierung mit einem signifikant höheren Risiko für Komplikationen der Leberzirrhose und einem kürzeren Überleben einhergeht. „Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig, dass eine eingeschränkte Funktion der Blutplättchen mit einer deutlich schlechteren Prognose in Verbindung steht – und zwar unabhängig von der Erkrankungsschwere“, erklärten die Studienautor:innen.
Umgekehrt zeigte sich in der Studie jedoch auch ein Zusammenhang zwischen ausgeprägter Blutplättchenaktivierung und einem erhöhten Thromboserisiko im untersuchten Kollektiv. Eine Verbindung zwischen einer veränderten Aktivierung der Blutplättchen und einem erhöhten Blutungsrisiko konnten die Forscher:innen hingegen nicht nachweisen. Im Rahmen der Studie analysierte das Forschungsteam um Benedikt Hofer, Thomas Reiberger und Thomas Gremmel von MedUni Wien und AKH Wien die Blutplättchenfunktion bei 107 Patient:innen, die zwischen Juli 2019 und Dezember 2020 aufgrund von Leberzirrhose am AKH Wien behandelt wurden. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Hepatology“ veröffentlicht und werfen nicht nur neues Licht auf die Bedeutung der Blutplättchenfunktion bei Leberzirrhose, sondern bieten auch die Möglichkeit für personalisierte Therapieansätze und ein besseres Verständnis des Risikoprofils von Patient:innen. (kagr)
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