Die Apothekerkammer erwartet, dass sich das bestehende Problem der Medikamenten-Lieferengpässe in Folge der Corona-Krise weiter verschärft wird. Die Kammer fordert deshalb erneut, die Abhängigkeit von asiatischen Ländern bei der Produktion von Arzneimitteln zu reduzieren.
„Die Produktion von Arzneimitteln, die als Folge der Globalisierung heute fast zur Gänze in asiatischen Ländern wie China und Indien stattfindet, muss wieder zurück nach Europa geholt werden.“ Diese Forderung erhebt Christian Wurstbauer, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer. Die Auswirkungen von COVID-19 würden tiefe Risse in einer der wichtigsten Säulen des Gesundheitswesens zeigen: der Arzneimittelversorgung. „Corona verdeutlicht die bestehende Abhängigkeit Europas von Asien bei Produktion und Lagerung von Medikamenten. Die derzeitige globale Krise führt uns diese Abhängigkeit schonungslos vor Augen und offenbart unsere Verwundbarkeit“, erklärt Wurstbauer. Politik und Behörde seien jetzt dringend aufgerufen, für eine Verbesserung der entsprechenden Rahmenbedingungen bei Produktion, Import und Lagerung von Medikamenten zu sorgen.
Schon jetzt würden Apotheker durchschnittlich zwei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit damit verbringen, vor Ort nicht erhältliche Arzneimittel für Patienten zu beschaffen oder das Problem anderwärtig, etwa durch Ausweichen auf ein wirkstoffähnliches Produkt, zu lösen. „In mindestens 95 Prozent der Fälle gelingt uns dies, aber Corona wird das Problem vergrößern. Die Gratwanderung zwischen Lieferengpass und Versorgungsengpass wird immer steiniger. Eine drohende Verschärfung der Situation sollte Politik und Behörden ab sofort dazu veranlassen, einen Teil der Pharmaindustrie auf unseren Kontinent zurückzuholen“, so der dringende Appell des Apothekerkammer-Vizepräsidenten.
Auch der freiheitliche Gesundheitssprecher, der Nationalratsabgeordnete und Apotheker Gerhard Kaniak ortet künftig Probleme: „Trotz massiver Nachfrageschwankungen, Import- und Exportverboten sowie Personalausfällen durch Erkrankungen und Quarantäne, konnte die Belieferung der öffentlichen Apotheken aufrechterhalten werden. Damit zeigte sich die hohe Krisensicherheit des bestehenden Versorgungssystems“, sagt er, betont aber in einer Aussendung, dass es unverständlich sei, „warum diesem so gut funktionierenden System immer mehr Arzneimittel entzogen und nur noch direkt vertrieben werden.“ Andere Länder wie Deutschland hätten dieses Problem schon längst erkannt und eine Belieferungspflicht der Zulassungsinhaber an die Arzneimittelvollgroßhändler gesetzlich verankert. (red)