531 Arzneimittel sind laut BASG aktuell nicht oder teilweise nicht verfügbar. Im Herbst und Winter könnte die Zahl weiter steigen.
Vor Kurzem stand in der letzten Sitzung des Nationalrates vor dem Sommer und wohl der vorletzten in dieser Gesetzgebungsperiode noch einmal das Thema Lieferengpässe bei Medikamenten zur Debatte. ÖVP und Grüne orten die Gefahr, dass Medikamente aus Rentabilitätsgründen nicht mehr angeboten würden. Durch eine Verlängerung des von den Krankenversicherungen finanzierten Infrastruktursicherungsbeitrages für den Arzneimittel-Großhandel soll sichergestellt werden, dass ausreichend niedrigpreisige Arzneimittel verfügbar sind. Der Infrastruktursicherungsbeitrag wird bis zum 31. August 2025 verlängert. Davor hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die seit Jahresbeginn bekannte und nun von der EU genehmigte Bevorratungsverordnung unterschrieben. Eine RELATUS-Recherche zeigt allerdings, dass aktuell 531 Arzneimittel nicht oder teilweise nicht verfügbar sind.
Rund 700 versorgungskritische Arzneimittel sollen künftig wie berichtet von der Pharmaindustrie eingelagert werden, und zwar jeweils für einen Bedarf von vier Monaten. Die Liste umfasst auch 89 OTC-Produkte, darunter Paracetamol und Ibuprofen. Die Lager sollen in den kommenden Monaten gefüllt werden, sodass die Medikamente bereits in diesem Winter zur Verfügung stehen. Um den vollen Lagerstand zu erreichen, habe die Industrie zehn Monate Zeit. Die Kosten, die der pharmazeutischen Industrie durch die erhöhte Arzneimittelbevorratung entstehen, können auf Antrag durch das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erstattet werden. Die Industrie sieht die Pläne skeptisch: Für den kommenden Winter werde die Verordnung keine Folgen haben, weil die pharmazeutische Industrie eine Vorlaufzeit von fast einem Jahr für die Bereitstellung neuer Produkte habe. Die pharmazeutische Industrie habe die Produktion ohnehin schon „bis zum Anschlag hochgefahren“. Das Problem sei daher nicht die Produktion, sondern die Verteilung. (rüm)