Mit heuer 293 Masernerkrankungen liegt Österreich schon jetzt deutlich über der Jahreszahl von 2023. Die Komplikationsrate ist hoch.
Masernerkrankungen nehmen weiter deutlich zu. Binnen einer Woche ist die Zahl der Fälle auf mittlerweile 293 Erkrankungen angestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden insgesamt nur 186 Masernfälle erfasst. Damit zählt Österreich zu den Hotspots bei Masernfällen in Europa. Die Komplikationsrate bei Masern beträgt 20 Prozent. 15.500 Kinder unter einem Jahr hatten im Jahr 2022 überhaupt keine Masernimpfung erhalten. Das erklärten nun Expert:innen bei einer Online-Ärzte-Fortbildungsveranstaltung der Österreichischen Impfakademie. Am Wochenende forderte die Ärztekammer, dass Impflücken dringend geschlossen werden sollten, zudem sollten Titer-Bestimmungen für den Masern-Impfstatus und PCR-Tests für die Diagnosestellung bei Masernverdacht Kassenleistungen werden.
Impfungen, wie sie im österreichischen Impfplan integriert sind, sollten wieder verstärkt in den Fokus geraten, betont der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Edgar Wutscher: „Nicht umsonst gibt es den österreichischen Impfplan, dem derzeit leider zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird“, sagt er: „Durch die Impfungen können viele ernstzunehmende Erkrankungen vermieden und viel Leid erspart werden“, betont er: „Die hoch effizienten Impfungen sind nicht umsonst ein wichtiger Teil der Vorsorgemedizin.“
Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, ergänzt: „Wir haben leider große Impflücken, die endlich geschlossen werden müssen.“ Er verweist darauf, dass vor allem Menschen, die zwischen Ende der 1960er Jahre bis Mitte der 1970er Jahre geboren sind, aufgrund des damaligen Impfstoffs keinen ausreichenden Impfschutz aufweisen. „Besondere Aufmerksamkeit gilt den genannten Jahrgängen sowie Menschen, die keinen Zugang zum österreichischen Mutter-Kind-Pass hatten“, sagt die Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied, stellvertretende Obfrau der Bundeskurie niedergelassene Ärzte. Leider seien Titer-Bestimmungen, die Klarheit über den aktuellen Impfstatus bringen, nach wie vor keine Kassenleistung.
Die Impfung selbst wird für alle Babys ab neun Monaten dringend empfohlen. Nur mit einer zweiten Impfung (bei Kindern mit Erstimpfung im ersten Lebensjahr drei Monate später, nach erster Impfung ab dem ersten Lebensjahr in einem Abstand von nur vier Wochen) gibt es einen Schutz von mehr als 95 Prozent (98 bis 99 Prozent). Aber jeder Mensch sollte geschützt sein. Deshalb wird in ganz Österreich die Masernimpfung (MMR) derzeit kostenlos für alle Personen ohne Altersbeschränkung angeboten, betont die Leiterin der Abteilung für das Impfwesen im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek. (red)
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