ME/CFS: Ausschreibung für Referenzzentrum muss wiederholt werden

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Expert:innen kritisieren erneut die Versorgung bei postviralen Erkrankungen. Das geplante Referenzzentrum wird begrüßt, die Ausschreibung muss wegen eines Fehlers nun aber wiederholt werden.

Peinlicher Fehler: Die Ausschreibung für das Nationale Referenzzentrum für Postvirale Syndrome ist seitens des Gesundheitsministeriums widerrufen worden und muss wiederholt werden. Grund dafür war laut Ministerium ein „Serverfehler“, aufgrund dessen die Ausschreibung nur national veröffentlicht wurde – wegen des Projektvolumens von einer Million Euro sei für die Einrichtung des Referenzzentrums aber eine europaweite Ausschreibung erforderlich. Für Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ist das Ganze „ärgerlich“, er rechnet aber trotzdem damit, dass die Vergabe-Entscheidung noch im Sommer gefällt werden kann. Für Mediziner:innen, Betroffene und deren Angehörige soll die Einrichtung des Zentrums einen spürbaren Beitrag zu einer besseren Diagnostik und Versorgung bei Erkrankungen wie ME/CFS und Long Covid leisten. Auch Grundlagen für fachliche und politische Entscheidungen werde das Referenzzentrum aufbereiten, hieß es Anfang April seitens des Ministeriums. Die genannte eine Million Euro wird für die kommenden drei Jahre bereitgestellt.

Fachexpert:innen und Betroffene sehen in der Einrichtung des Referenzzentrums einen ersten wichtigen Schritt, um die Versorgung bei postviralen Erkrankungen zu verbessern – reichen würde dies aber noch nicht, wie es bei der dritten Stakeholder-Konferenz der WE&ME Foundation der Bäckerei-Familie Ströck nun hieß. Unter der Leitung des ehemaligen Gesundheitsministers Rudolf Anschober wurden erste Erfolge präsentiert und erneut die Forderung nach Kompetenzzentren verlautbart. „Für ME/CFS, Long Covid und andere Pais-Erkrankungen (Anmerkung: Post Aktives Infektions Syndrom) bietet das Gesundheitssystem in Österreich und ganz Europa noch nicht die erforderlichen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten und weist auch starke Lücken bei der sozialen Absicherung der Betroffenen auf. Es braucht daher sehr rasch den Aufbau von Strukturen, aber auch Information, Weiterbildung und Spezialisierung auf allen Ebenen des Gesundheitssystems, um eine gute Behandlung für alle Betroffenen zu ermöglichen”, lautete der Appell. Im Mittelpunkt der Verbesserungen müsse die Weiterbildung der niedergelassenen Mediziner:innen und Gutachter:innen vor allem in Richtung Diagnostik sowie die Errichtung von Kompetenzzentren mit spezifisch ausgebildeten Ärzt:innen in den Bundesländern stehen. Die Teilnehmer:innen der dritten Stakeholder-Konferenz appellieren an die Bundesländer, rasch in den Landeszielsteuerungen Beschlüsse dafür zu fassen, um so koordiniert zwischen Gesundheitspolitik, Sozialversicherungsträger, Krankenhäusern und Mediziner:innen möglichst rasch geeignete Einrichtungen für Schwerkranke in den Ländern zu schaffen.

Allerdings gibt es neben der Errichtung eines Referenzzentrums laut der Ströck-Stiftung bereits weitere Erfolge. „Um die Grundlagenforschung zu verstärken, haben wir gemeinsam mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs-, und Technologiefonds und der Stadt Wien den ME/CFS-Call ins Leben gerufen, der in der ersten Runde mit 600.000 Euro dotiert ist“, verkündete Gerhard Ströck. Darüber hinaus erfahre die Stiftung immer mehr Unterstützung aus unterschiedlichen gesellschaftlichen und medizinischen Bereichen, es bestehe etwa eine Zusammenarbeit mit internationalen Expert:innen wie Akiko Iwasaki von der Yale University oder Maureen R. Hanson von der Cornell University. In der Stakeholder-Konferenz arbeiten mittlerweile unter anderem Expert:innen von der Österreichischen Gesundheitskasse, der Pensionsversicherungsanstalt, dem Gesundheits- und Sozialministerium, der MedUni Wien, der Ärztekammer Wien, der Wirtschaftskammer sowie der Stadt Wien. 2025 wird außerdem der Wiener Ärzteball unter dem Motto „Ein Tanz für das Leben: Eine Charity-Nacht für ME/CFS“ stattfinden. (kagr/APA)