Der Finanzausschuss des Nationalrates hat den Produktpirateriebericht 2018 diskutiert und dabei wiederholt auf die Gefahr von Medikamentenfälschungen hingewiesen. Pharmaindustrie und Apothekerkammer betonten in der Folge, dass nur legale Vertriebskanäle Sicherheit garantieren.
Den größten Anteil an den Fälschungen machen weiterhin illegale Medikamente aus. Im Jahr 2018 beschlagnahmten die Zollbehörden 10.476 Medikamentenplagiate und überdies 2.639 Sendungen mit mehr als 1,1 Millionen Stück anderer illegaler Medikamente. Noch nie wurden so viele gefälschte und illegale Medikamente sichergestellt. Vertrieben werden sie vorwiegend über Online-Portale, die den Konsumenten Echtheit und Seriosität vortäuschen. Die Zahl der Anträge auf Tätigwerden der Zollbehörden steigt kontinuierlich an. Im Dezember 2018 waren in Österreich insgesamt 1.513 Anträge nach Artikel 6 der EU-Produktpiraterie-Verordnung 2014 in Kraft. Die österreichische Zollverwaltung ist im Jahr 2018 in 759 Fällen tätig geworden. Hauptherkunftsländer der Fälschungen sind Indien und China.
Alarmiert angesichts der rasant steigenden Zahl an Medikamentenfälschungen zeigte sich die Österreichische Apothekerkammer. Die Präsidentin, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, nahm den unerfreulichen Bericht zum Anlass, auf die Sicherheit beim Medikamentenbezug über die öffentliche Apotheke hinzuweisen. „Nur wer Arzneimittel über die Apotheke bezieht, kann sicher sein, keine geschmuggelte oder gefälschte Ware zu kaufen“, versichert Mursch-Edlmayr. Österreich verfüge bei den Medikamenten über ein extrem engmaschiges Sicherheitsnetz, das im Februar durch die EU-Richtlinie zur Fälschungssicherheit sogar noch sicherer gemacht worden sei. Fast die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher, so die Apothekerkammer-Präsidentin, wisse aber nicht einmal, dass in Österreich der Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten im Internet verboten sei.
„Im besten Fall ist eine Medikamentenfälschung für den Betroffenen wirkungslos, im schlimmsten Fall gesundheitsschädigend. Aufgrund der strengen Auflagen, der Sicherheitskontrollen sowie der engmaschigen Lieferkette haben Fälscherbanden in den österreichischen Apotheken aber keine Chance“, ergänzte Mag. pharm. Raimund Podroschko, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer .
Gefahr durch Medikamentenproduzenten in Asien „Wir erneuern hiermit unseren Aufruf an die Politik, die Produktion von Arzneiwirkstoffen auf österreichischem Boden zu fördern“, appellierte Präsidentin Mursch-Edlmayr abschließend.
Zum Schutz der eigenen Gesundheit sollten rezeptpflichtige Arzneimittel nur beim Arzt oder in der Apotheke bezogen werden. Es ist dringend davon abzuraten, von dubiosen Internetquellen so heikle Produkte wie Arzneimittel zu beziehen
, sagte auch Mag. Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Er verwies auch darauf, dass der Kauf rezeptpflichtiger Medikamente über das Internet in Österreich generell verboten ist. Genauso wichtig wie der entschiedene Kampf gegen Arzneimittelfälschungen sei auch die Aufklärung. „Wer keine eigentlich rezeptpflichtigen Arzneimittel im Internet kauft, legt Fälschern automatisch das Handwerk. Das ist der effektivste Weg und gleichzeitig der vernünftigste im Sinne der eigenen Gesundheit“, erklärte Pharmig-Präsident Mag. Martin Munte. (rüm)