Großes Lob für die Apotheken von Gesundheitsminister Dr. Wolfgang Mückstein für die Umsetzung der Corona-Tests. Beim Thema Impfen in Apotheken steht Mückstein im RELATUS PHARM-Interview aber weiter auf der Bremse.
Welche Bilanz ziehen Sie zu den Antigentests in Apotheken? Das Testen war sicher eine gute Idee und das haben die Apotheken auch sehr gut durchgeführt. Sie sind von der Organisationseinheit her meist auch größer als Ordinationen.
Apotheken suchen neue Einnahmequellen wie impfen, beraten, testen. Was macht gesundheitspolitisch Sinn? Grundsätzlich kann man sich bei jeder medizinischen Leistung fragen, auf welcher Ebene sie angeboten werden kann und wer sie anbietet. Das ist ein normaler Prozess. Ich denke aber, dass es während einer Pandemie nicht sinnvoll ist, ein System umzustellen und daher bin ich jetzt einmal nicht fürs Impfen in der Apotheke. In der Zukunft müssen wir uns das ganz genau ansehen. Generell gibt es aber ein Vieraugenprinzip – der Arzt verordnet, die Apotheke kontrolliert das. Das ist eine qualitativ hochwertige Arbeit – wenn man etwa an Fälschungen denkt. Die Apotheken haben ein hohes Fachwissen in der Beratung – das ist ihre Stärke.
Was lässt sich tun gegen sinkende Spannen und Onlinekonkurrenz? Apotheken haben ja einen Gebietsschutz und werden mit einer qualitativ hochwertigen Arbeit auch weiter ihr Geld verdienen können. Mit abnehmenden Margen kämpfen alle und überall. Es gibt aktuell keine konkreten Pläne, neue Einnahmequellen für Apotheken zu erschließen. Aber noch einmal: die Testungen haben sie gut gemacht.
Wie sieht der Zeitplan für die Pflegereform aus? Die Taskforce hat im März ihre Berichte vorgelegt. Ziel ist jetzt eine Zielsteuerung Pflege – ähnlich der Zielsteuerung Gesundheit – zu schaffen. Die Abstimmung dazu dauert noch. Deshalb werden wir einige Dinge vorziehen. Wir haben etwa das Projekt der Comunity Health Nurses jetzt beschlossen. Bis 2024 werden wir 150 Comunity Nurses in Österreich etablieren. 55 Millionen Euro fließen dahinein. Da geht es sehr viel auch um Ausbildungsfragen und gesetzliche Anpassungen, wer was darf und die Honorierung. Pflegekräfte verdienen generell zu wenig und es gibt auch ein Gefälle – im Spital verdienen sie besser, in der Heimpflege am schlechtesten. Es werden zudem zu wenig Pflegekräfte ausgebildet. Wir haben also ziemlich überall einen Handlungsbedarf.
Wie sehen Ihre Pläne im Sozialbereich aus? Im sozialen Bereich kann man momentan nur löschen, wo es am schlimmsten brennt – da haben wir 25 Millionen für die Absicherung von Wohnungslosigkeit beschlossen, um etwas gegen die drohende Delogierungswelle zu tun, weil viele Mietzinsstundungen auslaufen. Dann haben wir ein nicht unbeträchtliches Gewaltschutzpaket nach dem 13. Femizid beschlossen mit 24 Millionen Euro – wovon vier Millionen in meinem Ministerium liegen für die Gewaltprävention bei Männern. Weitere 12 Millionen wurden als Soforthilfen für psychische Gesundheit bei Kindern bereitgestellt. Das ist noch nicht die große Systemumstellung, die braucht noch länger.
Das Interview führten Dr. Wolfgang Tüchler und Martin Rümmele