Die börsennotierte Sanochemia Pharmazeutika AG wird wegen bevorstehender Zahlungsunfähigkeit in den nächsten Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Das kündigte das Unternehmen zu Wochenbeginn an.
Als Grund für die Probleme wurde eine „Liquiditätslücke“ genannt, die durch die Einschränkung des GMP-Zertifikats entstanden sei. Seit April 2018 darf Sanochemia bestimmte Produkte nicht selbst herstellen oder eigenen Qualitätsprüfungen unterziehen. Weitere Gründe sind „umfangreiche wirtschaftliche Belastungen, die aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultieren“, hieß es in einer Aussendung. Die Lücke könne durch die Cashflows aus dem laufenden Betrieb, der sich in den letzten Monaten positiv entwickelt habe, nicht gedeckt werden, erklärte das Unternehmen. Auch die Hereinnahme externer neuer Investoren habe sich in der gegenständlichen Situation der Gesellschaft als nicht durchführbar gezeigt.
Trotz der vom Vorstand heuer eingeleiteten erheblichen Kostensenkungsprogramme und einer Kapitalerhöhung durch den Kernaktionär 2019 – sowie erhöhter Auftragseingänge in den vergangenen Monaten – sei es „auf Grund der heterogenen Interessenlage der Gläubiger zu keiner gemeinsamen, außergerichtlichen Lösung gekommen“. Da die vom Vorstand mit den größten Gläubigern geführten Sanierungsgespräche zu keinem positiven Abschluss gebracht werden könnten, sei ein gerichtliches Insolvenzverfahren alternativlos. Sanochemia beschäftigt rund 160 Mitarbeiter, davon etwa 140 im burgenländischen Neufeld.
Das Unternehmen ist binnen einer Woche das zweite Pharmaunternehmen in Österreich, das in massive Schwierigkeiten kommt. Die mit großen Hoffnungen verbundene Ansiedlung des Biopharmaunternehmens Impletio Wirkstoffabfüllung GmbH (vormals Rentschler Fill Solutions GmbH) in Vorarlberg ist in eine Großinsolvenz gemündet. Die Schulden betragen 28 Millionen Euro. Betroffen sind rund 40 Beschäftigte. „Die Nachricht von der drohenden Insolvenz von Sanochemia macht uns äußerst betroffen, ebenso die Nachricht aus dem Westen Österreichs über den Konkurs der Impletio“, sagte Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmaverbandes Pharmig. Er sehe zwischen den beiden Fällen zwar keinen Zusammenhang, es sei aber jedenfalls ein Verlust für den Pharmastandort Österreich und in beiden Fällen eine Schwächung der regionalen Wirtschaft. „Generell stehen Pharmafirmen in Österreich aufgrund der Preisregularien unter starkem Druck. Wie weit das auch für die beiden Unternehmen zutrifft, können wir aber nicht beurteilen. Vorrang hat jetzt jedenfalls das Finden von Lösungen für das Personal der beiden Unternehmen, immerhin geht es um insgesamt 200 Beschäftigte, sagte Herzog. (rüm/APA)