Die Pneumokokken-Impfung ist mehr als drei Viertel der Bevölkerung bekannt, die Impfrate aber deutlich geringer. Mit einer Kampagne soll nun die Durchimpfungsrate erhöht werden. Auch, weil die Infektionszahlen wieder steigen.
Von der Impfung gehört zu haben „reicht nicht aus, um geschützt zu sein“, betonte Renee Gallo-Daniel vom Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Empfohlen wird die Pneumokokken-Impfung vor allem für Senioren, chronisch Kranke und Kinder. Die Impfrate habe sich in den vergangenen Jahren erhöht, ist aber noch zu niedrig. „Wir sind jetzt bei 20 Prozent in der Altersgruppe 19 bis 69 Jahre“, berichtete ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel aus einer aktuellen Umfrage. 356 invasive Pneumokokken-Fälle gab es im Vorjahr in Österreich, 19 Erkrankte starben, geht aus dem vergangene Woche veröffentlichten Jahresbericht der nationalen Referenzzentrale für Pneumokokken hervor. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher liegen. Wegen der Corona-Maßnahmen gingen die Infektionszahlen um 42 Prozent zurück.
Nun gebe es wieder ein verstärktes Auftreten von Atemwegserkrankungen, berichtete Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer. „Das merken wir in den Ordinationen“, betonte der Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit Praxis in Wien. Es wäre unvernünftig, jetzt in der vierten Covid-19-Welle auf Basishygienemaßnahmen zu verzichten, dazu zähle auch das Tragen von Masken, appelliert er. Außerdem sei es Tatsache, dass die Pneumokokken-Impfung vor schwerwiegenden Lungenentzündungen bei Kindern und Erwachsenen schützen kann.
Die dreiteilige Impfung ist für Kinder bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Erwachsene bekommen eine zweiteilige Impfung. Von 1. September bis 31. März kann der Impfstoff in Apotheken um 76 Euro, also rund ein Drittel günstiger als sonst, erworben werden, berichtete Gerhard Kobinger Präsidiumsmitglied der Apothekerkammer. Zielgruppe sind einerseits Kinder sowie Menschen mit Lungen-, Herzkreislauf-, Krebs- oder Nierenerkrankungen wie Diabetes und vor allem Senioren ab 60 Jahren. Auch Unter-60-jährige Raucher sollten sich impfen lassen, empfahl Kobinger.
Die rund 350 invasiven Pneumokokken-Erkrankungen im Vorjahr hierzulande sind Wnur die Spitze des EisbergsW, erläuterte Meilinger von der Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Invasive Pneumokokken-Erkrankungen seien nämlich lediglich solche, wo die Infektion in primär sterilen Körperregionen nachgewiesen wird, also etwa im Blut oder der Rückenmarksflüssigkeit oder im Bauchraum. Ein Auftreten nur in der Lunge gelte nicht als invasive Pneumokokken-Infektion. „Es gibt Schätzungen wonach in Österreich jährlich 50.000 Menschen an einer Pneumonie erkranken“, sagte der Pneumologe. Tausende bis Zehntausende Fälle dürften auf Pneumokokken zurückgehen. (red)