Die Sozialversicherung und ihre Partner haben den Fehlzeitenreport für 2021 vorgelegt. Auffallend ist die Kritik an der Dokumentation im niedergelassenen Bereich.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat im Auftrag des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer den jährlichen Fehlzeitenreport erarbeitet. Er liefert einen Überblick über die Entwicklung und Verteilung der Krankenstände in Österreich, die bei den Sozialversicherungen erfasst werden. Das Jahr 2021 war, wie schon 2020, stark von der Covid-19-Pandemie geprägt. Die Zahl der Krankenstandstage blieb beinahe konstant, während die Zahl der Versicherten um 2,8 % anstieg. Die unselbständig Beschäftigten verbrachten im Jahresverlauf durchschnittlich 12,3 Kalendertage im Krankenstand, um 3,1 % weniger als 2020 (12,7 Kalendertage). Der Anteil der Versicherten, die 2021 mindestens einmal im Krankenstand waren, stieg von 56,8 % auf 57,4 %, die Krankenstandstage je Krankheitsfall gingen von 11,7 auf 10,3 Tage zurück. In diesen Zahlen sind die behördlich verordneten Covid-19-Quarantänezeiten nicht enthalten. Sie stellten zwar eine Dienstverhinderung, nicht aber einen Krankenstand dar.
Im Jahr 2021 wurden in Österreich erstmals neue Diagnosecodes zur Erfassung von Covid-19-Erkrankungen eingeführt. „Unsere Analysen zeigen, dass Covid-19-Krankenstände über dem Durchschnitt liegen, was die Dauer des Krankenstands anlangt, und dass Männer durchschnittlich länger davon betroffen sind wie Frauen“, sagt Wifi-Autorin Christine Mayrhuber. Die Abwesenheit vom Arbeitsplatz betrug covidbedingt bei Männern im Schnitt 14,8 Tage und bei Frauen 11,7 Tage. Kritik kommt von Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung der AK Wien: „Diese erste Auswertung zum Thema Covid-19 zeigt die mangelhafte Datenbasis auf.“ So gebe es keine einheitliche und durchgehende Diagnosedokumentation für den ambulanten Bereich. Zum anderen werden die Datenbanken des Bundes (Epidemiologisches Meldesystem), der Länder (Spitalsdaten) und der Sozialversicherung (Krankenstände, Medikationen, Rehabilitationen, Pensionen etc.) nicht miteinander verknüpft.
Die Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Ingrid Reischl, wünscht sich auch mehr Prävention: „Gesundheitsförderung und Prävention sind unerlässlich. Wir brauchen hier aber mehr gemeinsame Anstrengungen von allen beteiligten Institutionen. Das gilt sowohl für die Förderung von gesundem Verhalten, aber insbesondere sind hier auch die Betriebe gefragt für gesunde Verhältnisse zu sorgen. Gerade dass der Anteil der Muskel- und Skeletterkrankungen oder der psychischen Krankheiten immer noch so hoch sind, zeigt, dass es hier mehr Anstrengungen braucht.“ (rüm)