Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC befürchtet durch die neuen Omikron-Varianten BQ.1 und ihren Subtyp BQ1.1 einen Anstieg der Coronafälle. Sorge macht auch die Dunkelziffer bei aktuellen Varianten.
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC erwartet, dass BQ.1 und ihr Subtyp BQ1.1 ab Mitte November die dominierenden Varianten in den EU- und EWR-Staaten sein werden. Dies dürfte nach ECDC-Einschätzung zumindest bis Anfang Dezember so bleiben. Studien in Asien deuten darauf hin, dass BQ.1 die Fähigkeit habe, der Antwort des Immunsystems auszuweichen. Allerdings gebe das derzeit verfügbare limitierte Datenmaterial keine Evidenz dafür, dass die Varianten schwerere Krankheitsverläufe auslöse.
„Die Länder sollten wachsam für Signale bleiben, dass sich BQ.1 ausbreitet, und vernünftige sowie repräsentative Teststrukturen beibehalten“, sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. „Die Staaten sollten weiter die Covid 19-Fallzahlen beobachten, im Besonderen bei Menschen ab 65 und älter.“ Auch Indikatoren, die Auskunft über die Schwere der Krankheitsverläufe geben, wie Hospitalisierungen, Auslastung auf Intensivstationen sowie Todesfälle, sollten im Auge behalten werden. Grundimmunisierungen und Verabreichung der ersten Auffrischungen sollten weiter Priorität haben.
Das derzeitige Abflauen der jüngsten Welle bei der Zahl der Corona-Infektionen scheint in Österreich zudem trügerisch: Komplexitätsforscher Peter Klimek geht nicht nur davon aus, dass abhängig von der Witterung sich früher oder später umkehrt, sondern er spricht auch von einer extrem hohen Dunkelziffer und führt dafür die Abwasseranalysen ins Treffen. Bei einem Gastvortrag bei der Sitzung der Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) warnte Klimek dementsprechend.
Der Komplexitätsforscher geht davon aus, dass die tatsächlichen Fallzahlen mehr als dreimal so hoch sein könnten, als die Zahl der Positivtests (laut Epidemiologischen Melderegister) ausweisen. Ein Vergleich der im Abwasser gemessenen Virenfracht mit den Positivtestungen gemäß EMS zeige, dass im Laufe des Jahres die Dunkelziffer deutlich angestiegen sei, hieß es in dem Gecko-Bericht. Als Norm wurde die BA.1-Welle herangezogen und angenommen, dass zu diesem Zeitpunkt die Virenfracht im Abwasser im Verhältnis 1:1 zur Zahl der Positivtests lag. Am Höhepunkt der BA.2 Welle sei die Virenfracht im Abwasser etwa im Verhältnis 1,5:1 zu den Positivtestungen gestanden. Zur Spitze der BA.5 Welle im vergangenen Sommer lag das Verhältnis schon bei 3:1. „Mittlerweile stehen wir bei etwa 3,5:1“, heißt es in dem Bericht. (APA/red)