Schweizer Forschende haben ein Implantat aus Hydrogel entwickelt, das einen wichtigen Beitrag zu Frauengesundheit leisten könnte.
Forschende der ETH Zürich und der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) haben ein Implantat aus Hydrogel entwickelt, dass gegen Endometriose und Schwangerschaften eingesetzt werden kann. Das Implantat wird dazu in die Eileiter gesetzt, wo es einerseits das Wandern und die mögliche Befruchtung einer Eizelle verhindert und andererseits den Rückfluss von Menstruationsblut stoppt, der vermutlich für die Entstehung und Ausbreitung von Endometriose verantwortlich ist. Ihre Erkenntnisse beschreiben die Wissenschaftler:innen in einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Advanced Materials“ publiziert wurde. „Wir fanden heraus, dass das Implantat ein gummibärchenartiges, sehr weiches Gel sein muss, das nur minimal mit dem Gewebe reagiert und nicht als Fremdkörper wahrgenommen und abgestossen wird“, erklärte Alexandre Anthis, Erstautor der Studie.
Ein Vorteil von Hydrogelen ist, dass sie bei Kontakt mit Flüssigkeit aufquellen. So ist das entwickelte Implantat zunächst nur etwa zwei Millimeter lang, kann mit einem Hysteroskop, einem Instrument zur Gebärmutterspiegelung, ohne Operation eingesetzt werden und schwillt dann im Eileiter auf mehr als die doppelte Größe an. Das Hydrogel wirkt dann wie eine Barriere und lässt weder Spermien noch Blut durch. „Unser Hydrogel-Implantat lässt sich mit UV-Licht oder einer speziellen Flüssigkeit leicht abbauen, sodass es nicht operativ entfernt werden muss, sollte eine Patientin den Eingriff rückgängig machen wollen“, führte Inge Herrmann vom Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH aus.
Zusammen mit der ETH und Empa meldeten die Forschenden ein Patent an. Bis zur Marktreife müssen noch weiter Abklärungen getroffen und Studien gemacht werden. Da es sich bei der Endometriose um eine menschliche Krankheit handelt – und die Untersuchungen an Schweinen durchgeführt wurden –, ist es nicht einfach herauszufinden, wie sich das Hydrogel-Implantat über längere Zeit im Eileiter verhält, gerade auch bei Aktivitäten wie Sport. Eine weitere Herausforderung wird laut den Studienautor:innen sein, zu klären, ob Endometriose im Bauchraum allein durch die Blockade der Eileiter verhindert werden kann. Hierzu wollen die Forschenden klinische Datensätze von Endometriose-Patientinnen analysieren. Das Team sucht nun nach Kooperationspartner:innen in der Industrie und im Hochschulbereich, um die Technologie denjenigen zugänglich zu machen, die sie am dringendsten benötigen. (red)