Eine neue Wirksubstanz sorgt bei Diabetologen für Aufmerksamkeit: Stärkere Blutzuckersenkung und Gewichtsabnahme werden dadurch erreicht. Jetzt sind klinische Studien, eine davon mit österreichischer Beteiligung, erschienen.
An Behandlungskonzepten bei Diabetes Typ-2 gibt es seit Jahrzehnten verschiedene Antidiabetika, welche vor allem die Insulinfreisetzung erhöhen, die Resistenz gegenüber dem körpereigenen Insulin reduzieren oder die Zuckerausscheidung über den Harn fördern. Vor allem im späteren Stadium der Erkrankung wird trotzdem oft eine Insulintherapie notwendig, was häufig zu einer weiteren Gewichtszunahme bei ohnehin schon adipösen Patienten führt.
Doch hier bahnt sich eine Verbesserung an. In rund zehn klinischen Studien wurde und wird die Substanz Tirzepatide, ein neues medikamentöses Wirkprinzip, in klinischen Studien erprobt. Nun erschien im New England Journal of Medicine die sogenannte SURPASS-2-Studie. Juan Frias (Universität Leicester/Großbritannien) und seine Co-Autoren belegten darin bei 1.879 Patienten über 40 Wochen hinweg, dass die Substanz in einer einmal wöchentlichen Dosierung von fünf, zehn oder 15 Milligramm zum Injizieren unter die Haut besser als der seit längerem eingesetzte GLP-1-Rezeptoragonist Semaglutide wirkte.
Das neue Medikament trägt offenbar auch stärker zum Abnehmen der Patienten bei: Je nach Dosierung verringerte sich das Körpergewicht binnen 40 Wochen um 1,9 Kilogramm bis 5,5 Kilogramm mehr als unter der Behandlung mit Semaglutid. Hier schließt eine internationale Studie an, die im Fachblatt „Lancet“ erschienen ist. Beteiligt waren 122 Kliniken in 13 Staaten. Als Autor scheint auch der Wiener Diabetologe Bernhard Ludvik auf (Klinik Wien Landstraße/Karl Landsteiner Institut für Adipositas und Stoffwechselerkrankungen). An der Untersuchung nahmen 1.444 Typ-2-Diabetiker mit einem BMI über 25 (durchschnittlich 94,3 Kilogramm) und einem HbA1c-Wert von durchschnittlich 8,17 Prozent teil. (APA)
Publikationen:
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2107519
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)01597-X/fulltext