Nicht lieferbar: Rohstofflager für Apotheker gefordert

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Antibiotikasäfte für Kinder sind auch im März nicht lieferbar. Die Apothekerkammer fordert die Anschaffung von Rohstoffen, das Gesundheitsministerium ist dagegen.

Nachdem klar wurde, dass Antibiotikasäfte für Kinder auch im März nicht lieferbar sein werden, fordert die Österreichische Apothekerkammer nun eine Anschaffung der Rohstoffe aus dem Ausland. In Magistraler Rezeptur könnten Apotheker:innen die Säfte selbst herstellen, für die Patient:innen beziehungsweise Eltern würde nur die Rezeptgebühr anfallen. Ein Vorhaben, dass von der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) unterstützt wird: Penicillin-Medikamente seien nicht verfügbar und es müsse zu anderen gegriffen werden, die Resistenzen verursachen und die „natürlich auch schon knapp“ werden, sagt Generalsekretär der ÖGKJ Reinhold Kerbl. Und weiter: „So etwas hat es, soweit ich mich erinnern kann, noch nicht gegeben.“

Vom Gesundheitsministerium kommt eine Absage: „Der Vorschlag der Apothekerkammer ist aus Sicht des Gesundheitsministeriums kurzfristig leider nicht umsetzbar. Es fehlt die gesetzliche Grundlage, damit der Bund Wirkstoffe ankauft. Zudem sichern sich in der Regel die Arzneimittelhersteller die am Markt verfügbaren Wirkstoffe für die eigene Produktion. Dort erfolgt auch die nötige Qualitätssicherung, also die Prüfung der Wirkstoffe auf Reinheit, damit dann Medikamente hergestellt werden können. Eine kurzfristige Änderung dieses Systems von heute auf morgen ist daher nicht möglich beziehungsweise zielführend“, teilte das Ministerium in einem Statement mit. Österreich sei das einzige europäische Land, in dem es weder eine gesetzlich geregelte Wirkstoffverschreibung noch eine Arzneimittelsubstitution gibt.

Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr prangert indessen an, dass weder Großhandel noch Apotheken Vorräte hätten. Es gäbe Wartelisten für Kinder und Erwachsene mit mehr als 23.000 Packungen. 2019 seien in Österreich etwa 130.000 Packungen an Kinder-Antibiotikasäften verbraucht worden, im Jahr 2022 wurden rund 80.000 Packungen abgegeben, mehr standen nicht zur Verfügung. „Wir haben es nicht einmal geschafft, den Jahresbedarf von vor der Pandemie zu decken“, sagt Mursch-Edlmayr und betont, dass die Apothekerkammer grundsätzlich Rohstofflager für Österreich fordere.

Zweifel an dem Vorhaben der Apotheker:innen hat allerdings auch Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Zwar würden die Apotheken über ein „bewährtes System der Magistralen Zubereitung“ verfügen, das gelte aber für eine kleine Stückzahl. Für Antibiotika brauche es „teilweise hochexplosive Zusatzstoffe“, außerdem können diese „sinnvoller Weise nur in hohen Mengen hergestellt werden“, sagte er im Ö1-Mittagsjournal. Selbst wenn Apotheken das könnten, dann nicht großflächig. Laut Herzog sei die pharmazeutische Industrie auf der ganzen Welt unterwegs, um verfügbare Rohstoffe zu sichern – „Wir tun alles, was wir tun können.“ Man habe außerdem die Bestellbestände „dramatisch erhöht“, mit Ende der Grippewelle würde sich die Situation bessern. Die Pharmig sei im intensiven Austausch mit dem Gesundheitsministerium. Bezüglich Großlager für Arzneimittel wünscht sich Herzog eine europäische Lösung. (APA/kagr)