Die Vergabe des Physik-Nobelpreises 2022 an den Österreicher Anton Zeilinger kann auch einen Schub für medizinische und pharmazeutische Forschung sein.
Das Nobelpreiskomitee gab am Dienstag bekannt, den Physik-Nobelpreis 2022 an den Franzosen Alain Aspect, den US-Amerikaner John F. Clauser sowie den Österreicher Anton Zeilinger für Forschung auf dem Gebiet der Quantenphysik zu verleihen. Der Nobelpreis ist die weltweit sichtbarste wissenschaftliche Auszeichnung und wird von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften vergeben. „Der Preis krönt eine herausragende wissenschaftliche Karriere und ist ein tolles Zeichen für den Erfolg österreichischer Grundlagenforschung auf höchstem internationalem Niveau“, sagte Christof Gattringer Präsident des heimischen Wissenschaftsfonds FWF.
Seit Jahrzehnten unterstützt der FWF die Forschungsprojekte von Anton Zeilinger – und vieler anderer Forscher:innen. Die Auszeichnung zeigt somit auch, wie wichtig eine gut aufgestellte Förderung der Grundlagenforschung ist, um mit der Weltspitze mithalten zu können. Die Auszeichnung – und das sagte auch Zeilinger in einer ersten Reaktion – kann auch ein Motor für Forschung in anderen Bereichen sein. Das gilt vor allem für Medizin und Pharmazie. Und hier passiert bereits viel in Österreich. Vor zwei Jahren erhielt die französische Mikrobiologin, Genetikerin und Biochemikerin Emmanuelle Charpentier für ihrer Arbeit zur „Gen-Schere“ (CRISPR) den Chemie-Nobelpreis. Zwischen 2002 und 2009 forschte sie in Wien und legte hier den Grundstein für ihre Entdeckungen.
Ein anderes Beispiel, zeigt wie viel sich ganz generell tut: Zeitgleich zur Nobelpreis-Verkündung für Zeilinger wurde am Dienstag bekannt, dass Wiener Forscher:innen eine neue Methode als Alternative zu invasiver Lebervenendruck-Messung entwickelt haben und eine Leberzirrhose-Prognose mit KI-Unterstützung erstellen können. Künftig soll als Basis eine einfache Blutprobe reichen. Die Wissenschafter:innen des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem Ludwig Boltzmann Institute for Rare and Undiagnosed Diseases und der Medizinischen Universität Wien, stellten ihren Ansatz im „Journal of Hepatology“ vor.
All das zeigt, wie wichtig auch öffentlich finanzierte Grundlagenforschung ist. Sie kann die Basis auch für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes sein oder einfach eine noch unklare Investition in die Zukunft. Er sehe den Preis auch als „Ermutigung für junge Menschen“, sagte Zeilinger, und riet ihnen: „Denkt nicht zu viel an künftige Anwendungen.“ In der Anfangsphase seiner Karriere sei er öfters gefragt worden, wofür das gut sein solle. „Ich kann Ihnen ganz stolz sagen: Das ist für nichts gut. Das mache ich nur aus Neugierde.“ Doch genau aus dieser Neugier, die alle Forscher:innen antreibt, kann Weltbewegendes entstehen. (rüm)