Bei einer Diskussionsveranstaltung am Dienstagabend zur WHO „World Immunization Week 2022“ ließ ein ÖGK-Funktionär aufhorchen: In bestimmten Fällen könne er sich Impfungen in Apotheken vorstellen.
Anlässlich der aktuell laufenden WHO „World Immunization Week 2022“ wurde bei einer Veranstaltung in der Britischen Botschaft in Wien die Frage diskutiert, wie es um den Impfschutz der Österreicher in verschiedenen Altersgruppen bestellt ist, und welche Strategien es braucht, um diesen für die Zukunft zu sichern. Impfen müsse niederschwellig und kostenlos sein, sagte ÖGK-Arbeitnehmerobmann Andreas Huss. „Das zeigt Finnland, die Impfeuropameister sind, und wo 70 % aller Menschen zumindest eine Impfung pro Jahr erhalten. In Österreich sind es 40 %.“ Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres kritisierte, dass während der Corona-Pandemie von der Politik viel auf Impfstraßen gesetzt und gehofft wurde, dass der jeweilige Landeshauptmann hier punkten kann, „aber nicht auf die Ärzte, die das ja normal machen.“ Das habe nicht zur Erhöhung des Vertrauens in die Impfung beigetragen, kritisierte er.
Für eine Besserung der Impfquoten forderte Huss, Betriebsärzte stärker einzubinden. Das Setting Betrieb habe sich während der Pandemie bewährt, sagte er und ließ dann aufhorchen: „Ich halte es in einem beschränkten Maß und bei Personen, die keiner Risikogruppe angehören, für sinnvoll, dass auch in Apotheken geimpft wird. Wir müssen für verschiedene Zielgruppen jedes Setting nutzen, das zur Verfügung steht.“ Birgit Weinberger, Institute for Biomedical Aging Research, Universität Innsbruck, betonte, dass man die Awareness für Prävention, die es mit Corona gegeben habe, auch nutzen und in die richtige Richtung lenken. „Hier ist in Sachen Kommunikation während der Pandemie aber auch viel in die falsche Richtung gelaufen. Wir müssen da die richtigen Schlüsse ziehen.“
Eva Hilger, Leiterin chefärztlicher Dienst, der Sozialversicherung der Selbstständigen, forderte, dass man Menschen zielgruppenspezifisch fragen müsse, warum sie sich nicht impfen lassen. „Dann können wir Interventionen und Kampagnen machen. Wichtig ist auch die Aufklärung.“ Um alle Menschen wie im Impfplan vorgesehen zu impfen, brauche es jährlich 300 Mio. € rechnete Huss vor. Bezahlt werden müsse das laut einer Verfassungsgerichtshofentscheidung vom Bund. Dort bremse aber das Finanzministerium. „Wir haben als ÖGK angeboten, das Handling zu übernehmen und Impfung zu organisieren. Wir starten 2023 mit einem Erwachsenenimpfprogramm zu Influenza. Das ist aber nur ein erster Minischritt.“ (rüm)