Durch die Verbreitung exotischer Mücken in Europa steigt die Gefahr einer Infektion mit dem Chikungunya-Virus. Noch dieses Jahr könnte ein Vakzin auf den Markt kommen.
Die Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat den Chikungunya-Impfstoff des österreichisch-französischen Impfstoffherstellers Valneva positiv beurteilt – und damit die Zulassung des Einzeldosis-Impfstoffs namens IXCHIQ zur Vorbeugung einer vom Chikungunya-Virus verursachten Erkrankung für die Anwendung bei Personen ab 18 Jahren empfohlen. Die Europäische Kommission wird nun die Empfehlung prüfen, eine Entscheidung über den Antrag auf Marktzulassung von IXCHIQ in der EU, Norwegen, Liechtenstein und Island wird laut Valneva im dritten Quartal 2024 erwartet. Im Falle der Zulassung werde es der erste Chikungunya-Impfstoff in Europa sein. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hatte das Vakzin bereits im November 2023 zugelassen. Chikungunya ist eine durch die asiatische Tigermücke oder die Gelbfiebermücke übertragene Erkrankung, die durch das gleichnamige Togaviridae-Virus verursacht wird. Die Infektion führt bei bis zu 97 Prozent der Menschen vier bis sieben Tage nach dem Mückenstich zu einer symptomatischen Erkrankung. Während die Sterblichkeitsrate gering ist, ist die Erkrankungsrate hoch. Zu den Symptomen gehören akut auftretendes Fieber, lähmende Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautausschlag und chronische Gelenkschmerzen.
Das Chikungunya-Virus verursacht häufig plötzliche große Ausbrüche mit hohen Erkrankungsraten, von denen ein Drittel bis drei Viertel der Bevölkerung in Gebieten betroffen sind, in denen der Erreger zirkuliert. „In den vergangenen Jahren hat die Klimakrise dazu geführt, dass sich die Aedes-Mücke, eine bekannte Überträgerin von Chikungunya- und Dengue-Viren, in Gebiete in Europa ausgebreitet hat, die zuvor davon nicht betroffen waren“, erläuterte Juan Carlos Jaramillo, Chief Medical Officer von Valneva. „Es ist von entscheidender Bedeutung, eine Impfstofflösung nicht nur für europäische Reisende bereitzustellen, die in endemische Chikungunya-Gebiete wie Südamerika oder Afrika reisen, sondern auch für die lokale europäische Bevölkerung, die von invasiven Mückenangriffen betroffen ist.“ Ein hohes Infektionsrisiko für Reisende besteht in Gebieten, in denen Chikungunya-Viren übertragende Mücken endemisch sind, einschließlich des amerikanischen Kontinents, Teilen Afrikas und Südostasiens. Chikungunya ist mittlerweile in mehr als 110 Ländern aufgetreten. Die Aedes-Mücke hat längst auch Länder wie Österreich oder Deutschland – natürlich auch die Staaten des Mittelmeeres – erreicht. 2020 wurden die Stechmücken erstmals in Wien registriert. (red/APA)