„Impfen: Alltags- und Ausnahmesituationen“ – so lautet das Generalmotto des diesjährigen Österreichischen Impftages. Er findet am Samstag (18. Jänner) in Wien statt.
Eines der Hauptthemen werden wohl auch die Diskussionen über Möglichkeiten für die Einführung einer mehr oder weniger weitreichenden Impfpflicht sein. „Es gibt in Europa verschiedene Formen derartiger Maßnahmen. In Frankreich und in Italien sind für Kinder fast alle Kinderimpfungen verpflichtend. Dort hat sich gezeigt, dass man eine solche Maßnahme nur mit einer entsprechenden Vorbereitung und Information der Bevölkerung einführen kann. In Deutschland wurde vor kurzem die Impfpflicht bei Masern für Kinder eingeführt“, sagt Tagungsorganisatorin und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie, Ursula Wiedermann-Schmidt vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin an der Meduni Wien.
In Italien existiert eine Kinder-Impfpflicht seit Jänner 2017 mit Impfungen gegen zwölf Krankheitserreger, in Frankreich seit 2018 mit Impfungen gegen elf ansteckende Erkrankungen. Der Vorsitzende der einflussreichen deutschen Ständigen Impfkommission (STIKO), in der auch Wiedermann-Schmidt vertreten ist, Thomas Mertens, wird bei der Veranstaltung in einer Keynote-Lecture „Impfpflicht: wer A sagt, muss auch B sagen!“ die aktuelle Situation in Deutschland darstellen. Die dort erst kurz vor Weihnachten auch vom deutschen Bundesrat abgesegnete neue gesetzliche Regelung sieht vor, dass alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Eintritt in die Schule oder den Kindergarten Masern-Impfungen vorweisen müssen. Auch bei der Betreuung durch eine Kindertagespflegeperson muss in der Regel ein Nachweis über die Masernimpfung erfolgen. Gleiches gilt für Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen tätig sind wie Erzieher, Lehrer, Tagespflegepersonen und medizinisches Personal (soweit diese Personen nach 1970 geboren sind).
In Österreich hat sich unter anderem die Österreichische Ärztekammer für eine Masern-Impfpflicht ausgesprochen. Die Österreichische Krebshilfe hat sich für eine prinzipielle Verpflichtung der Eltern ausgesprochen, alle im kostenlosen Kinderimpfprogramm vorgesehenen Immunisierungen vornehmen zu lassen. Wiedermann-Schmidt sieht das Problem differenziert: „Was man natürlich verlangen kann, ist zumindest ein verpflichtendes ärztliches Gespräch vor Aufnahme von Kindern in Krippen, in den Kindergarten oder in die Schule mit Erhebung des Impfstatus und Vermerk im Mutter-Kind-Pass.“ Massiv tritt die Expertin dafür ein, den Nachweis absolvierter geforderter Impfungen für das gesamte Gesundheitspersonal einzuführen. Alle Menschen zu verpflichten, werde gegenwärtig aber schwierig sein: „Denn, wenn sich derzeit drei Viertel der Angehörigen der Gesundheitsberufe zum Beispiel nicht jährlich gegen die hoch ansteckende Influenza impfen lassen, wie soll man da den Rest der Bevölkerung zu Impfungen verpflichten? Wie soll das aussehen?“ (APA)