Österreichs Impfprobleme: ein Aufruf zur Prävention

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Verglichen mit anderen europäischen Ländern hat Österreich ein großes Problem mit Impflücken. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) fordert daher einen Paradigmenwechsel. 

Österreich sieht sich mit einer wachsenden Liste von Immunisierungslücken konfrontiert, die zunehmend zu vermeidbaren Erkrankungen führen. Keuchhusten, Masern und Influenza sind nur einige Beispiele für Krankheiten, bei denen die Durchimpfungsraten in den vergangenen Jahren stark gesunken sind. 2024 wurden beispielsweise 15.465 Keuchhustenfälle registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 2.791 Erkrankungen 2023 und der höchste Anstieg seit den 1960er Jahren. „Diese gewaltige Zahl kommt nicht von ungefähr“, erklärte Olivier Jankowitsch, Generalsekretär des ÖVIH, im Rahmen einer Pressekonferenz. „Österreich weist mit einer Durchimpfungsrate von 84 Prozent die niedrigste Impfrate in Europa auf.“ Auch die Masern kehren zurück, 2023 mussten 120 Personen wegen Masern stationär aufgenommen werden. Trotz öffentlicher Impfprogramme und einer steigenden Durchimpfungsrate dank kostenloser und niederschwelliger Angebote liegt auch die Influenza-Impfquote bei nur 15 Prozent – weit entfernt von den von der EU und WHO geforderten 75 Prozent in Risikogruppen. 

„Um das zu ändern, ist ein Paradigmenwechsel von einem reaktiven System zu einem proaktiven notwendig. Also weg vom Behandeln von Krankheiten hin zu Prävention“, fordert Sigrid Haslinger, Vizepräsidentin des ÖVIH. Impfungen bieten eine kostengünstige Möglichkeit, derartige Erkrankungen zu vermeiden. Studien zeigen, dass jeder Euro, der in die Gesundheitsvorsorge investiert wird, einen Gewinn von bis zu 14 Euro für die Gesellschaft generieren kann. Der ÖVIH fordert daher konkrete Maßnahmen, wie einen verbesserten Einsatz des e-Impfpasses und ein umfassendes, niederschwelliges und nach Altersgruppen gestaffeltes Impfkonzept. Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH, betont: „2025 ist in Sachen Impfen ein Schlüsseljahr. Die Klimakrise verschärft sich weltweit und in Österreich. Dadurch kommt es immer wieder zum Auftreten von neuen Infektionskrankheiten, während sich die geopolitische Lage unübersichtlich präsentiert. Gleichzeitig nimmt die Wissenschaftsskepsis immer neue Ausmaße an. Wir brauchen daher dringend Lösungen.“ Der Finanzausgleich 2024 würde 90 Millionen Euro für den Ausbau des Impfprogramms vorsehen, diese Mittel müssten nun zum Einsatz kommen. Laut ÖVIH arbeitet die neue Regierung bereits an der Umsetzung. Abschließen verwiesen die Expert:innen des ÖVIH auf den „Aktionsplan Impfen“, der im Februar vorgestellt wurde – RELATUS PHARM berichtete. (kagr)