Die Corona-Mutante Omikron hat den Immunschutz der Bevölkerung deutlich reduziert. Aktuell sind laut einer Modellrechnung nur 40 Prozent der Bevölkerung ausreichend geschützt. Gleichzeitig steigen die Infektionszahlen massiv.
In vielen Ländern – auch in Europa – ist Omikron bereits die dominierende SARS-CoV-2 Mutation. Und die Infektionszahlen steigen exponentiell. Die erste Jänner-Woche dürfte in Österreich bereits fünfstellige Infektionszahlen bringen, in zwei Wochen könnten sich dann schon mehr als 100.000 Menschen pro Woche anstecken. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Modellrechnung des Complexity Science Hub sind nur vier von zehn Menschen in Österreich durch Impfung oder Genesung vor einer Omikron-Erkrankung geschützt. Zum Vergleich: Gegen das Delta-Virus waren zuletzt gut sieben von zehn Österreichern geschützt. Allerdings sehen die Wissenschafter auch Hinweise darauf, dass Omikron weniger schwere Erkrankungen auslösen könnte.
Grundsätzlich gehen die Modellrechner davon aus, dass der Immunschutz gegen Omikron deutlich geringer ist als gegen die Delta-Variante. Demnach waren zuletzt 72 Prozent der Menschen in Österreich vor einer symptomatischen Infektion durch Delta geschützt (entweder durch die Impfung oder durch eine Genesung). Ganz anders die Situation mit Omikron: Hier gehen die Modellrechner davon aus, dass nur knapp 42 Prozent gegen eine Erkrankung geschützt sind (30 Prozent durch die vollständige Grundimmunisierung mit der dritten Impfdosis, 11,8 Prozent durch eine Genesung). Während mit der Delta-Variante also nur noch gut 28 Prozent der Menschen eine Erkrankung drohte, bedroht Omikron wieder 58,2 Prozent. So gering war der Immunschutz der Bevölkerung zuletzt Ende Juni.
Allerdings legen erste Forschungsergebnisse auch nahe, dass das Risiko einer schweren Erkrankung durch Omikron geringer ausfällt als bei der Delta-Variante. Die Virologin Dorothee Van Laer sprach am Dienstag von einem um 50 bis 60 Prozent geringeren Risiko. Sie appellierte im Ö1-Mittagsjournal „dennoch an die Ungeimpften, sich nicht darauf zu verlassen, sondern sich die Impfung zu holen – zumal die Delta Variante möglicherweise auch neben Omikron weiterbestehen und zu neuen Infektionen führen könnte.“ Außerdem gab sie zu bedenken, „dass wir auf den Intensivstationen noch nicht viel Luft nach oben haben“. Die Intensivpatienten seien nach dem Lockdown im Dezember zwar gesunken – auf zuletzt 316 nach 650 im Dezember –, aber eine normale Arbeit sei auf den Stationen noch lange nicht möglich. (red/APA)