Bei einer globalen Online-Geberkonferenz der Impfstoff-Allianz Gavi sollten am Donnerstag Zusagen über umgerechnet rund 6,6 Milliarden Euro für Impfprogramme eingesammelt werden.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte bereits am Mittwoch, Pharmaunternehmen müssten verpflichtet werden, ihre Produktionskosten offenzulegen. „Es muss bezahlbare Preise für alle und einen objektiven und fairen globalen Verteilmechanismus geben, an den sich alle Regierungen und Gavi selbst halten“, sagte Marco Alves von der Organisation. Die Global Alliance for Vaccines and Immunisation (Gavi) setzt sich für weltweite Impfungen gegen potenziell gefährliche Krankheiten wie Masern und Kinderlähmung ein. Damit sie dies weiterhin tun und einen Beitrag für eine Corona-Impfung leisten kann, wurde am Donnerstag in London eine virtuelle Geberkonferenz veranstaltet. Mithilfe des gesammelten Geldes sollen in den kommenden fünf Jahren 300 Millionen Kinder in den ärmsten Ländern der Welt geimpft werden. Es geht dabei in erster Linie um Krankheiten wie Polio, Typhus und Masern. Thema bei der Konferenz war aber auch die Frage, wie ein künftiger Coronavirus-Impfstoff für Menschen auf der ganzen Welt zugänglich gemacht werden kann.
„Die Unterstützung für Routine-Impfungen wird den Gesundheitssystemen ärmerer Länder dabei helfen, sich auf das Coronavirus zu konzentrieren“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson bei einer Pressekonferenz im Vorfeld. Das werde auch dazu beitragen, Großbritannien vor einer zweiten Welle an Cornavirus-Infektionen zu schützen, so der Premier. Die britische Regierung richtet den Gipfel aus. Neben Johnson sprachen auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der US-Milliardär Bill Gates.
Gavi mit Sitz in Genf wurde angesichts stagnierender Impfraten im Jahr 2000 als öffentlich-private Partnerschaft gegründet. In dem Bündnis arbeiten Regierungen von Industrie- und Entwicklungsländern, Impfstoffhersteller, Forschungseinrichtungen, Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef sowie Nichtregierungsorganisationen zusammen. Zugleich zählt Gavi zu den wichtigsten Geldgebern der WHO. Auch die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda ist an Gavi beteiligt. Die Stiftung, die im Zuge der Corona-Krise unter Beschuss von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern geraten ist, war maßgeblich an der Gründung des Bündnisses beteiligt. Das langfristige Ziel von Gavi lautet, allen Kindern weltweit Zugang zu Impfungen zu verschaffen. Daher finanziert sie Impfprogramme in Entwicklungsländern und stärkt die dortigen Gesundheitssysteme. Alle von Gavi geförderten Länder müssen sich an den Impfkosten beteiligen und ihre finanzielle Beteiligung mit wachsender Wirtschaftsleistung erhöhen. Um Gavi Planungssicherheit und damit die Möglichkeit zum Erwerb von Impfstoffen zu kostengünstigen niedrigen Preisen zu geben, machen die Geberländer langfristige Finanzzusagen. Gavi nutzt seine entscheidende Rolle auf dem Impfstoffmarkt wiederum, um dauerhaft niedrige Preise auszuhandeln. (APA)