Zeitgleich mit der Präsentation des Regierungsprogrammes machte der Versandhändler Shop Apotheke mit eine Studie Lobbying in eigener Sache. ÖVP, SPÖ und NEOS bremsen allerdings.
Der Onlinehändler Shop Apotheke (Redcare) forciert seine Aktivitäten in Österreich und versucht Marktanteile zu gewinnen. Druck machen will das Unternehmen mit einer Studie, die just am Tag der Einigung von ÖVP, SPÖ und NEOS auf eine künftige Regierung vorgestellt worden ist. Fazit: der Bedarf steige, stationäre Apotheken müssten sich aber nicht fürchten, erklären die Studienautor:innen des wirtschaftsnahen Forschungsinstitutes Eco Austria. Vor allem in der Steiermark, in Tirol und in Niederösterreich prognostiziert die Studie bis 2030 regional gröbere Versorgungsprobleme. Und wegen des demografischen Wandels werde ein dichtes Netz an Apotheken in Zukunft immer wichtiger, appelliert Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei Eco Austria. Die Vor-Ort-Apotheken in Österreich würden die Arzneimittelversorgung nicht allein stemmen können – so das Ergebnis der Studie, die die Notwendigkeit des Rx-Versands in Österreich belegen soll.
In Anbetracht der Herausforderungen biete der Online-Medikamentenhandel eine Entlastung, sondern zeige sich auch als positiver Treiber für die gesamte Volkswirtschaft. Argumentiert wird damit, dass sich die Zeitersparnis durch den Wegfall von Anfahrtswegen auf rund 5.500 Stunden jährlich summiere. Eco Austria geht davon aus, dass diese Wege während der Arbeitszeit stattfinden und wandelt die Zeit in Arbeitsstunden um – dadurch steige das Haushaltseinkommen um 82 Millionen Euro pro Jahr, so die Rechnung. Der Staat profitiere jährlich durch zusätzliche Steuer- und Abgabeneinnahmen von rund 59 Millionen Euro. Zieht man auch jene Personen in Betracht, die eine Apotheke in der Nähe haben, aber durch einen Online-Kauf Zeit sparen, steige der gesamtgesellschaftliche Gewinn auf beeindruckende 620 Millionen Euro jährlich.
Wenig von solchen Rechnungen dürften die künftigen Koalitionsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS halten. Dort heißt es im vorgelegten Regierungsprogramm zum Thema Versandhandel von Medikamenten schlicht: „Kein Versand rezeptpflichtiger Arzneimittel durch Onlineapotheken.“ (rüm)
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