Die erste Corona-Welle forderte in 19 Staaten Europas, darunter Österreich, sowie in Australien und Neuseeland 206.000 Tote, berechnete ein internationales Forscherteam. Dabei verursachte SARS-CoV-2 selbst 167.000 Todesfälle, die anderen waren indirekte Opfer des Lockdown.
In Österreich gab es laut der im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlichten Studie zufolge 930 zusätzliche Todesfälle zwischen Mitte Februar und Mitte Mai, 668 davon werden dem neuartigen Coronavirus zugeschrieben. Die Forscher um Majid Ezzati vom Imperial College London (Großbritannien) berechneten mit 16 mathematischen Modellen, wie viele Menschen in diesen 21 Staaten (Österreich, Australien, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, England und Wales, Finnland, Frankreich, Ungarn, Italien, Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Polen, Portugal, Schottland, Slowakei, Spanien, Schweden und Schweiz) normalerweise gestorben wären, und zog diese Zahlen von den dokumentierten Todesfällen ab. Auf diese Art berechneten sie die „Übersterblichkeit“ während der ersten Pandemiewelle.
Von Mitte Februar bis Ende Mai starben demnach in diesen Ländern insgesamt 206.000 Menschen mehr als ohne der Pandemie zu erwarten gewesen wäre, erklären die Forscher. Dies entspricht in etwa der Zahl der Lungenkrebs-Toten in all jenen Ländern während eines ganzen Jahres. Doch viele waren nicht auf das Corona-Virus zurückzuführen, sondern letztlich auf fehlende Behandlungen. Nimmt man alle Länder zusammen, ist die Zahl der zusätzlichen Toten um 23 Prozent höher als die Zahl der Toten, die man dem Coronavirus zurechnet, schrieben die Forscher. In Spanien (69 Prozent) und Italien (46 Prozent) waren die Unterschiede besonders frappant. Das mag teils an nicht erkannten SARS-CoV-2-Infektionen liegen, sowie an höherer Sterblichkeit durch andere Krankheiten, weil die medizinische Versorgung nicht mehr so gut funktionierte. Die Berechnungen sind freilich mit statistischen Unsicherheiten behaftet. Vor allem bei Ländern, die wie Österreich nicht ganz so schlimm vom Virus heimgesucht wurden und wo die Zahlen der direkten und indirekten Pandemie-Opfer vergleichsweise niedrig sind, lassen die Schwankungsbreiten keine sicheren Schlüsse zu, ob es tatsächlich eine Übersterblichkeit gab und ob die Sterblichkeit durch die Pandemie signifikant gestiegen ist.