Partydroge verspricht positive Effekte bei Psychotherapie

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Eine Studie unter der Leitung der MedUni Wien hat eine neue MDMA-Variante entwickelt, die bei psychischen Erkrankungen helfen könnte.

Immer wieder wird der Einsatz psychoaktiver Substanzen in der Psychotherapie diskutiert, eine neue Studie liefert nun vielversprechende Ergebnisse im Umgang mit dem Wirkstoff MDMA (3,4-Methylenedioxy-N-methylamphetamine) – auch bekannt als Partydroge und ursprünglicher Inhaltsstoff von „Ecstasy“. Während das therapeutische Potenzial der Substanz bereits in klinischen Studien untersucht wurde, haben sich aufgrund möglicher Risiken und Nebenwirkungen bisher nur Australien und Neuseeland zur Zulassung und eingeschränkten, kontrollierten Anwendung durch Expert:innen entschieden. Nun hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der MedUni Wien im Rahmen einer Studie drei neue Varianten von MDMA für eine sicherere Anwendung im psychotherapeutischen Setting identifiziert: ODMA, TDMA und SeDMA.

Die aktuell entwickelten MDMA-Varianten wurden von den Forscher:innen so modifiziert, dass die positiven Effekte erhalten bleiben und die negativen reduziert werden. Die Ergebnisse wurden aktuell im „Journal of Neurochemistry“ publiziert. Wie die Untersuchungen des Teams um Harald Sitte vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien an menschlichen Zellkulturen zeigen, wirken die neuen chemischen Verbindungen ähnlich wie MDMA auf die relevanten klinischen Zielstrukturen im Gehirn (wie Serotonin-, Dopamin- und Noradrenalin-Transporter), die entscheidend für die Regulierung von Stimmungen und Emotionen verantwortlich sind.

Im Gegensatz zu MDMA weisen die neuen Substanzen aber eine geringere Aktivität an bestimmten Serotonin-Rezeptoren auf und werden zudem so abgebaut, dass weniger toxische Abbauprodukte entstehen: „Das erlaubt die Schlussfolgerung, dass sowohl die akuten als auch die langfristigen Nebenwirkungen von ODMA, TDMA und SeDMA geringer ausfallen können als von der herkömmlichen Substanz“, erläutert Studienleiter Sitte. „Da die MDMA-Analoga außerdem eine schwächere Interaktion mit bestimmten Transportproteinen im Körper aufweisen, die für die Aufnahme und Ausscheidung von Medikamenten verantwortlich sind, könnte sich auch das Risiko für Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten reduzieren“, fügt Erstautorin Ana Sofia Alberto-Silva vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien hinzu. Die Forschenden betonen gleichzeitig die Notwendigkeit für weitere Studien, um die Wirksamkeit und Sicherheit der MDMA-Varianten für die Nutzung im psychotherapeutischen Setting, beispielsweise zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen, umfassend zu überprüfen. (red)

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