Laut der Novelle des Apothekengesetzes sollen die Öffnungszeiten deutlich ausgeweitet werden. Nun stellt sich die Frage, ob es dafür überhaupt genügend Personal gibt.
Der Fachkräftemangel zieht sich in Österreich durch alle Branchen, im Gesundheitswesen ist der Bereich Pflege besonders stark betroffen. Aber auch in der Apotheker:innenschaft macht sich langsam ein Personalmangel bemerkbar. „Wir spüren, dass es schwieriger wird, geeignetes Personal zu finden – vor allem am Land“, heißt es auf RELATUS-Anfrage vom Apothekerverband. Auf apojobs.at, wo nicht nur Pharmazeut:innen, sondern auch andere apothekenrelevante Berufsgruppen ausgeschriebene Jobs finden oder selbst Stellengesuche hochladen können, gab es mit Stichtag 14. November 432 Stellenangebote – davon 121 Stellen für Apotheker:innen, über 85 Prozent davon außerhalb von Wien – und 299 Stellengesuche. Laut Apothekerverband sind die Zahlen auf apojobs.at allerdings nicht tagesaktuell und daher nur „Näherungsgrößen“.
Die aktuellsten Zahlen der Österreichischen Apothekerkammer (ÖAK) dazu stammen vom Juli 2023: In diesem Monat gab es laut Angabe der Standesvertretung 356 offene Posten in Österreich gegenüber 81 stellenlosen Apotheker:innen. Spannend dabei die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre: Waren es im Juli 2021 nur 162 offene Stellen (vs. 161 Stellenlosen), lag die Zahl 2022 schon bei 321 (vs. 66 Stellenlosen). Der bisherige Höchstwert laut Webseite lag im Mai 2022 mit 357 offenen Stellen – nur eine Stelle mehr als im Juli dieses Jahres. Von Jänner 2021 bis Mai 2022 ist die Zahl stetig gestiegen, seither bewegt sie sich zwischen 315 (Juni 2023) und den aktuellen 356 offenen Stellen.
Gibt es nicht genügend Nachwuchs in der Pharmazie? Im Studienjahr 2023/24 haben bisher an der Universität Wien, der Universität Innsbruck und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg insgesamt 702 Studierende mit dem Bachelorstudium und 145 mit dem Master-Studium Pharmazie angefangen. Von der Universität Graz gibt es dazu noch keine aktuellen Zahlen, insgesamt 180 Studierende können dort allerdings zugelassen werden. Stellt sich die Frage, wie viele davon wirklich abschließen und dann in eine Apotheke gehen. Im Sommersemester 2023 gab es an der Pharmazie an der Universität Innsbruck im Bachelor 112 und im Master 60 Studienabschlüsse. An der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg haben 30 Studierende ihr Master-Studium abgeschlossen und 25 ihr Bachelor-Studium. Von der Pharmazie der Universität Wien gibt es vom Sommersemester noch keine aktuellen Daten. Im Wintersemester 2022/23 gab es dort aber insgesamt 90 Bachelorabschlüsse und 63 Masterabschlüsse an der Pharmazie. Von der Universität Graz stammen die aktuellen Zahlen aus dem Studienjahr 2021/22, wo an der Pharmazie 61 Bachelor-, 40 Diplom- und 16 Masterstudien abgeschlossen wurden. Aktuelle Zahlen zu Aspirant:innen in Apotheken finden sich im aktuellen Tätigkeitsbericht (2022) der Pharmazeutischen Gehaltskasse: Dort ist von 322 Aspirant:innen (einschließlich vier Riskenausgleicher:innen) in öffentlichen Apotheken und Krankenhausapotheken in Ausbildung die Rede (Stand 31. Dezember 2022) – zum 31. Dezember 2021 waren es 340 Aspirant:innen. Wie viele Apotheken die erweiterten Öffnungszeiten wirklich nutzen werden (können) wird sich im nächsten Jahr zeigen. (kagr)