Derzeit tagt noch bis zum Samstag der Vorstand der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Dabei wird auch über den Zugang zu medizinischen Produkten beraten. Konkret geht es dabei um den künftigen Schutz der Eigentumsrechte.
Der WHO-Vorstand, dem in diesem Jahr auch Österreich angehört, diskutiert derzeit darüber, die Rechte am geistigen Eigentum im medizinischen Sektor aufzuweichen, um damit den Zugang zu Medikamenten zu verbessern. Das fürchtet zumindest die Arzneimittelbranche. Der derzeit herrschende Patentschutz sei eine der Voraussetzungen, damit sich Unternehmen in der hochrisikoreichen Arzneimittelentwicklung überhaupt engagieren, sagt Alexander Herzog, Generalsekretär des Industrieverbandes Pharmig. Dank des Patentschutzes gebe es immer neue und noch leistungsfähigere innovative Therapien, „mit denen Krankheiten entweder erstmals bekämpft oder die Erfolge vorhandener Therapien entscheidend verbessert werden können“. Herzog: „Will man den Patentschutz aufweichen, im Glauben, damit den Zugang zu innovativen Therapien zu verbessern, bewirkt man damit genau das Gegenteil: weniger Firmen werden in die Arzneimittelentwicklung investieren, es wird weniger Innovationen am Markt geben und der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Europa verliert an Bedeutung und Attraktivität gegenüber anderen Regionen, wie etwa Asien oder den USA.“
Zwar gelte in der Arzneimittelentwicklung ein Patentschutz von 20 Jahren, aber dieser belaufe sich effektiv auf lediglich acht Jahre. „Denn die Anmeldung eines Patentes muss sehr früh erfolgen, wo noch lange nicht absehbar ist, ob der Wirkstoff, an dem geforscht wird, auch wirklich als neues Arzneimittel auf den Markt kommen wird. Bis es soweit ist, sind durchschnittlich bereits zwölf Jahre vergangen, oftmals mehr“, sagt Herzog. Kritiker werfen der Industrie hingegen vor, unter dem Patentschutz immer höhere Preise für Produkte zu verlangen. Das wiederum bringe Versicherungs- und Erstattungssysteme in vielen Ländern an die Grenzen der Finanzierbarkeit. (rüm)