Pharmafirmen investieren in Österreich

© Takeda

Während Niederösterreich das Aus für die geplante Großinvestition von Boehringer Ingelheim noch verdauen muss, jubeln Wien und die Steiermark über andere Pharmaprojekte.

Nach dem Aus der geplanten Milliardeninvestition von Boehringer Ingelheim in Niederösterreich, kommen nun positive Nachrichten von Takeda, GL Pharma und Fresenius Kabi in Wien und Graz. Gemeinsam mit hochrangingen Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft setzte Takeda am Freitag den ersten symbolischen Spatenstich für ein neues Forschungs- und Entwicklungslabor in Wien Donaustadt. Das biopharmazeutische Unternehmen investiert einen dreistelligen Millionenbetrag in einen technisch und ökologisch optimierten Neubau für die biopharmazeutische Forschung und Entwicklung in der Wiener Seestadt. Das ist die bisher größte Investition in Forschung und Entwicklung seitens des Unternehmens in Österreich, das seit knapp 70 Jahren in Wien tätig ist. Am neuen Standort werden ab 2026 rund 250 Forscher:innen an neuen innovativen Therapien für Krankheiten arbeiten, für die es bisher noch keine oder nur unzureichende Behandlungsmöglichkeiten gab. Das Gebäude wird als Green Building nach höchsten ökologischen Standards errichtet.

Der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius Kabi wiederum gab am Freitag bekannt, den Standort in Graz auszubauen: Demnach werden bis 2026 rund 28 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion von Biosimilars investiert. Mit Produkten aus heimischer Produktion werden Menschen versorgt, die an Autoimmunerkrankungen leiden, geht aus einer Pressemitteilung des Konzerns hervor. Bereits in den vergangenen drei Jahren investierte der Konzern über 60 Millionen Euro in die strategische Erweiterung des österreichischen Standortes. „Mit unserer Investition in Biosimilars in Graz, stärken wir nicht nur den Wirtschaftsstandort, sondern leisten in Zeiten angespannter globaler Lieferketten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung unserer Patient:innen mit hochkomplexen biologischen Arzneimitteln“, sagte Michael Mayr, Geschäftsführer von Fresenius Kabi Austria im Rahmen eines Werksbesuches mit Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). „Das Investment in die etablierte Grazer Biosimilars-Produktion zeigt einmal mehr, dass Unternehmen durchaus gewillt sind, in Österreich zu investieren, auch wenn die Rahmenbedingungen mit Blick auf die Preis- und Erstattungspolitik alles andere als günstig sind“, kommentierte Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig.

In Lannach, südlich von Graz, wurde wiederum die Erweiterung des Produktionsstandorts von GL Pharma gefeiert. Auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern werden künftig mehr als 10 Milliarden Einzeldosen oraler Fertigarzneimittel hergestellt werden. Das ist mehr als eine Verdoppelung des bisherigen Produktionsvolumens. Weitere Investitionen in der Höhe von 35 sind geplant, hieß es von Seiten der Eigentümerfamilie Bartenstein. Mit der Investitionssumme werden insgesamt bis zu 200 Arbeitsplätze geschaffen.

„Die Investitionen stärken sowohl den Forschungs- als auch den Produktionsstandort für Arzneimittel. Das ist wichtig für die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Medikamenten und schafft neue, hochwertige Arbeitsplätze und Wertschöpfung für Österreich“, begrüßte Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) die Standorterweiterungen in Wien und in der Steiermark. So erfreulich die Investitionen seien, sie dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gesamte Branche vor großen Herausforderungen steht. „Der heimische Pharmastandort steht sowohl in der Produktion als auch in der Forschung und Entwicklung unter starkem internationalen Wettbewerbs- und Preisdruck. Durch die ausschließlich auf Preissenkungen ausgerichtete Erstattungspolitik verschwinden jährlich hunderte wichtige Medikamente vom österreichischen Markt, was die bestehenden Versorgungsprobleme weiter verschärft. Hier ist ein Umdenken dringend erforderlich“, erklärte Hofinger. (rüm)