Pharmaindustrie in den USA unter Druck

Bisher galt die USA für die Pharmaindustrie als wichtigster und stabilster Markt, der gerne auch für Europa als Referenz herangezogen wurde. Jetzt ändern sich Preisfestsetzungsbestimmungen. 

Das US-Gesundheitssystem ist das mit Abstand teuerste der Welt. Der Mitte August 2022 verabschiedete Inflation Reduction Act of 2022 (IRA) sieht unter anderem die Einführung von Preisverhandlungen für Medikamente vor, die von der staatlichen Krankenkasse Medicare abgedeckt werden. US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris haben nun eine „historische“ Preissenkung bei zehn Medikamenten für ältere Menschen angekündigt. Die Vereinbarung mit den Arzneimittelherstellern werde die Pensionist:innen in den USA allein im Jahr 2026 um 1,5 Milliarden Dollar und das staatliche Krankenversicherungssystem Medicare um sechs Milliarden Dollar entlasten, hieß es in einer vom Weißen Haus veröffentlichten Erklärung.

Betroffen von der Preissenkung sind Medikamente gegen Diabetes und Herzinsuffizienz sowie Blutverdünner. In den USA sind die Preise für Medikamente in der Regel höher als in anderen Industrieländern, weil es keine Regularien zur Preiskontrolle gibt. Den stärksten prozentualen Preisrückgang verzeichnet das Diabetes-Medikament Januvia des US-Pharmakonzerns Merck & Co (MSD) mit einem Nachlass von 79 Prozent. Auch die Summen für Insulin-Präparate des dänischen Unternehmens Novo Nordisk werden um 76 Prozent gekürzt. Für die übrigen acht Medikamente sinken die Beträge zwischen 38 und 68 Prozent.

Einer der Konzerne, der den neuen Wind in den USA spürt, ist auch Novartis. Der Schweizer Konzern wehrt sich aber gegen die Preisfestsetzungsbestimmungen für sein Herzmedikament Entresto. In einer Mitteilung bezeichnete der Schweizer Pharmakonzern die Bestimmungen, die im Rahmen des Inflation Reduction Act erfolgten, als verfassungswidrig. Zudem würden die Bestimmungen langanhaltende und verheerende Folgen für die Patient:innen haben, da sie den Zugang zu Medikamenten in Zukunft einschränkten, schreibt Novartis weiter. Novartis habe einem nicht näher bezifferten „maximal fairen Preis“ für das Jahr 2026 nur zugestimmt, um andere negative Konsequenzen zu vermeiden. Im Raum standen etwa empfindliche Geldstrafen oder die Streichung aller Novartis-Produkte aus den US-Gesundheitsversicherungen Medicare und Medicaid. „Der Preisfestsetzungsprozess ist weder objektiv noch transparent und spiegelt nicht den wahren Wert eines Medikaments wider“, schreibt Novartis. Zudem sei das Unternehmen der Meinung, dass die Preisfestsetzungsbestimmungen im IRA Innovation und die Entwicklung neuer Medikamente hemmen würden. (red/ag)