Pharmaindustrie: Jetzt wird gestreikt

© Matteo Iori - ProGe

Bei den Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 50.000 Beschäftigten der pharmazeutischen und chemischen Industrie endete nun auch die sechste Verhandlungsrunde ohne Einigung.

„Die Arbeitgeber haben sich bei ihrem Angebot gerade einmal im Zehntelprozent-Bereich bewegt. Die angebotenen Lohn- und Gehaltserhöhungen liegen damit immer noch weit unter der durchschnittlichen Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate”, berichten die Verhandlungsleiter von PRO-GE und GPA, Alfred Artmäuer und Günther Gallistl am Donnerstagabend. Wie bereits angekündigt, werde daher ab Freitag die Arbeit in den Betrieben für zweistündige Warnstreiks niedergelegt, kündigen die Gewerkschafter an. Die nächste Verhandlung findet am 17. Juni statt. „Wir werden selbstverständlich die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen auch weiter steigern, wenn in der nächsten Runde kein Abschluss zu Stande kommt.“

Die Arbeitgeber-Verhandler:innen würden auf Justament-Standpunkten beharren und damit den Konflikt bewusst herausfordern, kritisieren Artmäuer und Gallistl. Sie sollten aber den Ärger der Arbeitnehmer:innen nicht unterschätzen, warnen die Gewerkschafter: „Die Beschäftigten und die Betriebsrät:innen sind wirklich sauer auf die Arbeitgeber-Verhandler:innen. Niemand versteht, warum ausgerechnet in der chemischen Industrie nicht möglich sein soll, was in allen anderen Branchen schon Realität ist: nämlich einen Abschluss über der rollierenden Inflation.“

„So gar kein Verständnis mehr“ für die nach wie vor „überzogene Forderung“ der Arbeitnehmervertretung, hat Berthold Stöger, Arbeitgeber-Verhandlungsleiter im Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO). „Da weigert sich jemand, die Zeichen der Zeit zu erkennen und an die Zukunft der Branche zu denken“, so der Wirtschaftsvertreter. „Es braucht von Seiten der Gewerkschaft mehr Verständnis für die dramatisch schlechte wirtschaftliche Situation unserer Branche.“ Er appelliert an die Arbeitnehmervertretung: „Begreift endlich, was auf dem Spiel steht. Weitere Kostennachteile im internationalen Wettbewerb befeuern die Deindustrialisierung, also die Abwanderung produzierender Betriebe aus Österreich. Und wer einmal weg ist, kommt in der Regel nicht mehr zurück.“ Überzogene Lohn- und Gehaltsforderungen mit Verweis auf die Abgeltung der außergewöhnlich hohen Inflation dürften kein Automatismus sein. (rüm)