Boehringer Ingelheim kündigt die Grundsteinlegung für neues Bürogebäude in Wien „in den kommenden Monaten“ an. Präsentiert wurde auch das Jahresergebnis für 2024.
2024 war für Boehringer Ingelheim RCV (Regional Center Vienna) wieder ein erfolgreiches Jahr. Der von Wien aus gesteuerte Teil der deutschen Pharmafirma hat im vergangenen Geschäftsjahr 2024 den Umsatz deutlich gesteigert, hieß es bei einem Pressegespräch in Wien. Das Boehringer Ingelheim RCV trägt nicht nur die Verantwortung für den österreichischen Markt, sondern betreut über 30 weitere Länder von Mittel- über Osteuropa bis hin zu Zentralasien, Israel und der Schweiz. Das vor allem zur Behandlung von Diabetes, Herzinsuffizienz oder chronischen Nierenerkrankungen eingesetzte Jardiance war auch für Boehringer Ingelheim RCV im vergangenen Jahr größter Wachstumstreiber im Bereich Humanpharma. Die Erlöse stiegen gegenüber 2023 währungsbereinigt um 28,6 Prozent. In den Sparten Humanpharma und Tiermedizin zusammengenommen, stiegen die Umsätze in jenen 33 Ländern, für die das RCV konzernintern zuständig ist, um 5,7 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro. Zählt man nach die Auftragsproduktion für Dritte, sowie Forschung und klinische Studien dazu, kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 2,16 Mrd. Euro. Der Gesamtkonzern setzte 2024 insgesamt 26,8 Mrd. Euro um.
Für 2025 erwartet man sich ein weiteres Wachstum, sagte Pavol Dobrocky, Generaldirektor von Boehringer Ingelheim RCV. In den kommenden Monaten soll zudem die Grundsteinlegung für ein neues Bürogebäude für rund 990 Beschäftigte in Wien-Meidling erfolgen. Aktuell habe das Unternehmen 50 klinische Studien für mögliche neue Medizinprodukte am Laufen. Zwei neue Produkte stünden zudem kurz vor der Zulassung. Auch auf die kommenden Jahre blicke man dank einer gut gefüllten Forschungspipeline zuversichtlich.
Das Boehringer Ingelheim RCV ist das Krebsforschungszentrum des Unternehmensverbands. Rund 430 Mitarbeitende aus 32 Nationalitäten erforschen am Standort Wien neue Krebstherapien. Im September 2024 wurde dafür das neue Angelika Amon Forschungsgebäude eröffnet. Für Zongertinib hat die FDA den Zulassungsantrag angenommen und ihm eine vorrangige Prüfung für die Behandlung erwachsener Patienten mit inoperablem oder metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom mit HER2-Mutationen (ERBB2), die sich einer systemischen Vortherapie unterzogen haben, gewährt. Im Falle einer Zulassung wäre Zongertinib die erste oral verabreichte zielgerichtete Therapie für vorbehandelte Patienten mit HER2-mutiertem Lungenkrebs. Mark Petronczki, Head of Oncology bei Boehringer Ingelheim, verdeutlicht: „Rund 80 Prozent der Patient:innen mit HER2-mutierten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom sprechen nicht auf Medikamente an, die dem aktuellen Standard entsprechen. Unser neuer Wirkstoff könnte diesen Menschen eine neue Therapieoption bieten.“
Boehringer Ingelheim vermeldete auch in der Verfahrensentwicklung der biopharmazeutischen Produktion einen Durchbruch. Vor kurzem gelang es dem Konzern in Kooperation mit Sutro Biopharma, eine zellfreie Produktionstechnologie von einer kleinen Produktionsmenge auf eine Großproduktion hochzuskalieren. Das gilt als Meilenstein in der Branche. Eine Großproduktion außerhalb von Zellen weist gegenüber herkömmlichen Methoden bestimmte Vorteile bei der Sicherheit und Wirksamkeit auf. Diese Innovation könnte bei Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten der nächsten Generation angewendet werden, die gegen eine Vielzahl von Krebsarten gerichtet sind. „Wir freuen uns sehr, dass unsere langjährige Partnerschaft mit Sutro den Grundstein für die Wahl unseres Standorts zur Demonstration der Technologie im kommerziellen Maßstab gelegt hat, was unseren Ruf als Herstellungsexperten unterstreicht”, sagt Tilman Rock, Standortleiter der Biopharmazie in Wien. Die biopharmazeutische Produktion ist in Österreich auf Kurs. Während die mikrobiellen Produktionsanlagen mit zwei weiteren Produktzulassungen 2024 punkteten, ist die Zellkultur-Produktion nach der Eröffnung 2021 voll angelaufen und beliefert den Weltmarkt mit mehreren Produkten. Eines davon ist das Boehringer-Produkt Actilyse® zur Behandlung von ischämischen Schlaganfällen und Herzinfarkten. (red)