Forschende aus der Schweiz konnten nun beweisen, dass Pollenallergien die öffentliche Gesundheit mehr belasten als bisher bekannt.
Schlechte Nachricht für Allergiker:innen: Eine hohe Pollenkonzentration kann den Blutdruck erhöhen, wie eine Untersuchung des Swiss Tropical and Public Health Institutes (Swiss TPH) zeigt. Demnach steigen der systolische und diastolische Blutdruck während Tagen mit sehr hohen Pollenkonzentrationen um 2,0 mmHg beziehungsweise 1,5 mmHg. Die Auswirkungen auf den Blutdruck waren bereits bei geringen Pollenkonzentrationen zu beobachten und nahmen mit zunehmender Pollenkonzentration in der Luft kontinuierlich zu. Der Effekt war bei Frauen und Personen mit einem hohen Body-Mass-Index deutlich stärker ausgeprägt. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Environmental Research“ veröffentlicht. „Auch wenn es sich um einen eher kleinen Effekt auf den Blutdruck handelt, kann er angesichts der großen Bevölkerungsgruppe, die er betrifft, eine erhebliche Belastung für die öffentliche Gesundheit darstellen“, betont Alexandra Bürgler, Doktorandin am Swiss TPH und Erstautorin der Studie. „Andere Studien haben auf einen Zusammenhang zwischen hoher Pollenkonzentration und steigenden Hospitalisierungen hingewiesen. Unsere Ergebnisse tragen zur Evidenz bei, dass Pollenallergien ein wachsendes Problem für die öffentliche Gesundheit sind.“
Schätzungsweise ein Fünftel der Weltbevölkerung ist von Pollenallergien betroffen. Seit längerem vermuten Forschende, dass Pollen auch einen Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System haben könnten, aber bislang fehlte der Nachweis. In der aktuellen Studie von Swiss TPH analysierten die Wissenschaftler:innen auch die Reaktion der Teilnehmenden auf verschiedene Pollen wie Gräser, Birke und Hasel mit Hilfe eines Pricktests. Obwohl Allergiker:innen in der Gräserpollensaison die stärksten Symptome wahrnehmen, war die Auswirkung auf den Blutdruck nicht merklich anders als bei Baumpollen. Die Studienergebnisse unterstreichen aber einmal mehr die Gefahren, die durch die Klimakrise für die Gesundheit entstehen. Der Österreichische Polleninformationsdienst warnte heuer bereits vor den Auswirkungen – RELATUS PHARM berichtete. „Es ist wichtig, dass die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, nun in die Politik einfließen können, zum Beispiel in Bezug auf Stadtplanung und Biodiversität“, sagt Marloes Eeftens, Studienleiterin und Gruppenleiterin am Swiss TPH. „Bäume in der Stadt sind wichtig, um Schatten zu spenden – insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel – aber es gibt Alternativen zu hochallergenen Birken. Daher ist es wichtig, dass die gesundheitlichen Auswirkungen allergener Bäume in der Stadtplanung künftig stärker berücksichtigt werden.“
Die Studie ist Teil des EPOCHAL-Projekts, das evaluieren soll, wie sich Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern auf die Gesundheit der Bevölkerung in der Schweiz auswirken. EPOCHAL wurde vom Europäischen Forschungsrat (ERC) finanziert und wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt. Um den Zusammenhang zwischen Pollenbelastung und Blutdruck herzustellen, untersuchten die Forschenden 396 Erwachsene aus der Region Basel, von denen 302 angaben, eine Pollenallergie zu haben. Bei allen Teilnehmenden wurde der Blutdruck während der Pollensaison 2021 und 2022 wiederholt gemessen. (red)
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