In Österreich sollten dringend Konzepte zur Prävention psychischer Probleme umgesetzt werden. Bei einer Tagung skizzierten Fachleute, wie das gehen könnte.
Die Häufigkeit psychischer Erkrankungen nehme schnell zu, erklärten Expert:innen am Wochenende bei den Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach. Zwar hätte die Covid-19-Pandemie diese Entwicklung noch zusätzlich verstärkt, man könne die Ursachen aber nicht monokausal sehen, erklärte Christoph Pieh vom Department für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Donau-Universität in Krems. Der Experte zitierte Daten aus epidemiologischen Studien. 80 Prozent der Befragten gäben an, häufig gestresst zu sein. 30 Prozent seien täglich gestresst. Arbeitslose würden noch zusätzlich unter psychischen Belastungen leiden.
Auch wenn es in der Wissenschaft unumstritten ist, dass Bewegung, gesunde Ernährung und Verhalten die psychische Gesundheit positiv beeinflussen, fehle dieses Wissen weitgehend in der Bevölkerung, erklärte der Experte. Fehlende Gesundheitskompetenz führe außerdem zu einer Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen, Betroffene suchten aus Scham erst spät Hilfe. Pieh fordert zudem die Früherkennung psychischer Erkrankungen. In Österreich liege die Dauer zwischen ersten Symptomen und einer fachlichen Diagnose bei mehreren Jahren.
In Österreich werde Geld für Prävention teilweise falsch ausgegeben, nämlich vor allem für die Rehabilitation (Sekundärprävention) statt für die sogenannte Primärprävention zur Verhinderung gesundheitlicher Probleme von Anfang an, sagte Alexander Biach, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Wien und ehemaliger Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. „Wenn man die knapp über zwei Milliarden Euro, die in Österreich für Prävention ausgegeben werden, analysiert, zeigt sich, dass der Löwenanteil von 1,7 Milliarden Euro in den Bereich Rehabilitation fließt. 250 Millionen Euro werden für Maßnahmen der Sekundärprävention verwendet und nur 300 Millionen Euro fließen in die eigentliche Primärprävention mit Bewegung, Ernährung, Impfen etc.“ Nur 15,1 Prozent der Gesamtbevölkerung würden das Angebot der jährlichen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. (rüm)