Ein neuer OECD-Bericht bestätigt einen starken Fokus auf den Spitals- und Ambulanzbereich in Österreich. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will gegensteuern.
Corona hat viele Schwachstellen in europäischen Gesundheitssystemen aufgezeigt. In Österreich sei die Versorgung laut Untersuchung der OECD („Health at a Glance“) sehr gut, doch steuere man hierzulande auf einen Mangel im niedergelassenen Bereich zu, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag bei einem Pressegespräch. Österreich investiert viel in sein Gesundheitssystem. Im OECD-Vergleich bringen nur Deutschland, Frankreich und Schweden mehr Gelder auf. Auch beim Gesundheitspersonal ist die Alpenrepublik im EU-Vergleich sehr gut aufgestellt. Doch zeigte ein neuer OECD-Bericht, dass Österreich sehr hohe Spitalskapazitäten hat bzw. ein Überangebot an Fachärzten.
Wie der OECD-Bericht zeigt, hat die Pandemie dazu geführt, dass die Lebenserwartung in der EU im Jahr 2021 im Vergleich zum Stand vor der Pandemie um mehr als ein Jahr gesunken ist. Das ist der stärkste Rückgang, der in den meisten EU-Ländern seit dem Zweiten Weltkrieg beobachtet wurde. Bis Ende Oktober 2022 wurden in den 27 EU-Ländern mehr als 1,1 Millionen Todesfälle durch Covid-19 gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, weil die Statistik der Übersterblichkeit darauf hindeutet, dass weitere 300.000 Menschen als direkte oder indirekte Folge der Pandemie gestorben sind. Mehr als 90 Prozent der Covid-19-Todesfälle sind bei Menschen über 60 Jahren aufgetreten. Interessanterweise hat Schweden ähnlich hohe Fälle von Depressionen wie Österreich, obwohl Schweden bei den Maßnahmen mehr auf Empfehlungen als auf Vorschriften gesetzt hat und somit weniger Lockdowns hatte, berichtete Francesca Colombo, Leiterin der Gesundheitsabteilung bei der OECD.
„Wir müssen uns dem internationalen Vergleich stellen“, sagte Rauch. „Gesundheit darf keine Frage des Geldes oder des Einkommens sein.“ Das österreichische Gesundheitssystem leiste gute Arbeit, denn auch bei der Lebenserwartung sei man über dem OECD-Schnitt (82 Jahre im Vergleich zum EU-Schnitt mit nur 81 Jahren). Auch bei der Zahl der vermeidbaren Todesfälle liege man leicht darunter (jährlich 170 im Vergleich zum EU-Schnitt von 199). Gesundheitsleistungen müssen in Österreich weiterhin auf einem hohen Niveau zu bekommen sein. „Und dafür brauche ich meine eCard und keine Kreditkarte“, sagte der Gesundheitsminister.
Weiter vorantreiben will Rauch die Digitalisierung des Gesundheitsdaten. „Es fängt schon damit an, dass Daten nicht verfügbar sind“, sagte der Minister. „Das ist ein Unding, dass ein Gesundheitsministerium als Bittsteller gegenüber der Länder und Krankenanstalten auftreten muss“, empört sich Rauch. „So kann man keine Gesundheitspolitik machen.“ (red/APA)