Die im Raum stehende Verlagerung der letzten europäischen Penicillin-Produktion aus Tirol nach Asien ruft die Regierung, aber auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres auf den Plan.
Das erste Gespräch zwischen der Regierung und dem Schweizer Pharmakonzern Novartis rund um die Penicillinproduktion in Kundl in Tirol ist laut einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums „positiv“ verlaufen: „Es war ein sehr konstruktives Gespräch.“ Wie berichtet erwägt Novartis, die Penicillinproduktion in Kundl einzustellen und den Wirkstoff künftig aus Asien zu beziehen. Die Regierung will das verhindern. Novartis betreibt in Kundl die letzte Penicillinproduktion in ganz Europa, kritisiert aber niedrige Preise und schlechte Rahmenbedingungen. Neben Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) sind von politischer Seite auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei dem Gespräch dabei gewesen. Von Sandoz hatte CEO Richard Saynor und von Novartis hatte Österreich-Chef Michael Kocher an dem Gespräch teilgenommen, so die Sprecherin.
Vonseiten des Wirtschaftsministeriums wurde vor allem betont, dass der Forschungsstandort in Tirol auch weiter unterstützt werden solle und dass generell wieder mehr Produktion im medizinischen Bereich nach Europa geholt werden solle. Zudem werde eine Taskforce eingerichtet, der sowohl Vertreter des Ministeriums als auch von Novartis angehören sollen, so die Ministeriumssprecherin. Es sei das erste Treffen zwischen der Regierung und dem Pharmakonzern gewesen. Es werde weitere Gespräche geben.
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres rief in seinem Blog ebenfalls dazu auf, eine Abwanderung zu verhindern. Die Corona-Krise habe „dramatisch“ aufgezeigt wie abhängig die globale Pharmaindustrie von Ländern wie China oder Indien ist. „Wenn China ausfällt oder ein Handelskrieg angezettelt werden sollte, stehen wir nackt da.“ Deshalb sollte Novartis – auch mit massiver Unterstützung der Bundes- und Landesregierung – bewogen werden, den Standort Kundl aufrechtzuerhalten, fordert Szekeres. Nachsatz: „Pure Ertragsmaximierung ist fehl am Platz, wenn es um Marktökonomie geht.“ (red)