Edelbrand-Hersteller in Vorarlberg und Oberösterreich haben damit begonnen Desinfektionsmittel herzustellen. Auch der Zuckerriese Agrana stellt die Produktion um. Es gibt auch Kooperationen mit Apotheken.
Um der großen Nachfrage nach Desinfektionsmittel gerecht zu werden, stellen Apotheken Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis selbst her. Nun gibt es auch Unterstützung von Schnappsbrennern. „Als ich von diesem hohen Bedarf gehört habe, war für mich klar, dass ich meine Produktionsanlagen in den Dienst der guten Sache stelle und ab sofort Alkohol für Apotheken produziere“, erklärt der oberösterreichische Edelbrand-Hersteller Hans Reisetbauer aus Kirchberg-Thening. „Wir sind froh, über die lokale Bezugsquelle für Alkohol, aus dem die Apotheker Flächen- und Hand-Desinfektionsmittel herstellen“, sagt Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich in einer Aussendung. „Der Schulterschluss der oberösterreichischen Apotheken mit der Brennerei von Hans Reisetbauer leistet einen wertvollen Beitrag zur Versorgung der lokalen Apotheken mit den dringend benötigten Rohstoffen“, sagt der Präsident der Apothekerkammer Oberösterreich, Thomas W. Veitschegger.
In Vorarlberg hat die Lustenauer Destillerie Freihof, Menschen aufgerufen hochprozentigen Alkohol für die Herstellung von Desinfektionsmittel zu spenden. Das Projekt soll die regionale medizinische Infrastruktur im Kampf gegen das Corona-Virus unterstützen. „Wir werden alles zu einem möglichst hochprozentigen Alkohol hochbrennen“, sagt Freihof-Chef Johann Drexel, der sich bei der weiteren Produktion an das Desinfektionsmittel-Rezept der WHO halten wird. Das Desinfektionsmittel soll dann regional dort eingesetzt werden, wo es in Absprache mit den Behörden am dringendsten gebraucht wird. „Wir wollten einfach was unternehmen“, begründet Drexel sein Engagement angesichts der Engpässe bei 85-prozentigem Alkohol, der für die Herstellung von Desinfektionsmittel nötig ist.
Der Zuckerkonzern Agrana wiederum darf ab sofort Bioethanol, das eigentlich für Treibstoffe gedacht ist, auch für Desinfektionsmittel verwenden. „Wir beliefern per Tankwagen die Desinfektionsmittelhersteller“, sagte Agrana-Sprecher Markus Simak zur APA. Agrana produziert in Pischelsdorf in der Nähe von Tulln in Niederösterreich täglich insgesamt rund 600.000 Liter Bioethanol. Normalerweise wird dieser hochprozentige Alkohol dem Benzin beigemischt und als Treibstoff in Verbrennungsmotoren verwendet. Das Umweltministerium hat am Freitag eine Ausnahmegenehmigung zur Biozid-Verordnung für die Produktion von Desinfektionsmitteln aus Ethanol und Isopropanol erlassen. Damit darf der von Agrana produzierte Alkohol jetzt auch für Desinfektionsmittel verwendet werden. Beliefert werde allerdings nur die weiterverarbeitende Industrie, nicht einzelne Apotheken, erklärte der Agrana-Sprecher. (red/apa)