Schnellere Zulassung für Medikamente

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Ein neues Gesetz soll Deutschland als Standort für Forschung und Produktion von Arzneimitteln wieder attraktiver machen. In Österreich kritisiert die Industrie die Erstattungspolitik.

Während in Österreich wie berichtet die Pharmabranche den wachsenden Preisdruck und das geplante Bewertungsboard für neue Spitalsmedikamente kritisiert, will die deutsche Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP mit einem neuen Gesetz Deutschland als Standort für die Entwicklung und Produktion von Medikamenten wieder attraktiver machen. Dazu hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein Medizinforschungsgesetz (MFG) als Teil der Pharmastrategie auf den Weg gebracht. Arzneimittel sollen so schneller und unbürokratischer geprüft und zugelassen werden. Dies komme auch direkt den Patient:innen zugute, die von neuen Therapien profitieren könnten, sagte Lauterbach.

Vorgesehen sind unter anderem auch Vereinfachungen bei klinischen Prüfungen. Raschere Entscheidungswege soll es auch dadurch geben, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) – vergleichbar mit der österreichischen AGES Medizinmarktaufsicht – und das Paul-Ehrlich-Institut näher zusammenrücken. Die Pharmaindustrie hatte die Antragsverfahren bei verschiedenen Behörden als aufwändig und teuer kritisiert. Zudem soll es künftig eine bundesweite Ethikkommission unter dem Dach des BfArM geben. „Alle notwendigen Prüfungen von Studien werden künftig parallel laufen können“, sagte Lauterbach. Dadurch solle künftig innerhalb von 26 Tagen eine klinische Studie in Deutschland geprüft und genehmigt werden können.

Ermöglich werden sollen zudem vertrauliche Erstattungsbeträge für Arzneimittel. Deutschland gilt als internationales Referenzland für Arzneimittelpreise, und so müsse man die Preise in Deutschland hochhalten, um nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten, argumentiert die Industrie. Wären die Absprachen geheim, könnte man die Produkte in Deutschland billiger anbieten. Die Krankenkassen kritisieren allerdings diese Pläne und befürchten, dass die Intransparenz die Preise erst recht nach oben treibt.

In Österreich kritisierte zuletzt der Pharmaverband Pharmig, dass die Rahmenbedingungen für pharmazeutische Unternehmen immer schwieriger werden, „speziell was die hiesige Preis- und Erstattungspolitik betrifft“, sagte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Um Österreich als Standort für Medikamentenproduktion und -entwicklung im europäischen und internationalen Kontext auf lange Sicht wettbewerbsfähig zu machen, sei eine langfristige Strategie unabdingbar. (rüm)