Drei Monate ist es her, dass brutale Morddrohungen eine junge Hausärztin in den Tod getrieben haben. Nach Lippenbekenntnissen besteht das Gewaltproblem nach wie vor.
Eine oberösterreichische Hausärztin (36), die davor wegen Morddrohungen ihre Praxis geschlossen hatte, ist vor drei Monaten tot in ihrer Ordination in Oberösterreich gefunden worden. Die Bestürzung was groß und alle kündigten an, etwas gegen Gewalt gegen Gesundheitsberufe tun zu wollen. Nun zeigt eine aktuelle Relatus-Umfrage, dass das Problem nach wie vor besteht. 25,8 % der befragten Apotheker:innen sagen etwa, dass sie schon via E-Mail oder soziale Medien bedroht oder beschimpft worden sind und 64,6 % erleben die Drohungen sogar direkt bei der Ausübung ihres Berufes. Und: 43,9 % der Befragten fühlen sich nicht ausreichend beschützt!
Worauf warten Behörden, Justiz aber auch Standesvertretungen? Auf den nächsten tragischen Fall, der dann mediale Wellen schlägt? Das Problem ist nicht damit gelöst, dass Impfgegner:innen angesichts der nicht mehr geltenden Impf- und Maskenpflicht vermeintlich ruhiger geworden sind. Anspruchsdenken, Zeitdruck und schlicht Egoismus von Patient:innen nehmen zu und treffen Gesundheitsberufe immer öfters. Das kann man mit dem Personalmangel abtun, der zunehmend im Gesundheitsbereich spürbar ist. Zahlreiche Gesundheitsexpert:innen und Politiker:innen haben in den vergangenen Jahren den Menschen aber auch eingeredet, dass der Staat und seine Einrichtungen sie als Kunden zu behandeln haben. Und dass sie als Patient:innen im Mittelpunkt des System stehen. Es darf nicht überraschen, wenn sie das einfordern. Dass es aber im gemeinsamen Umgang und in einem Staatsgefüge nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten gibt, wurde und wird verwischt. Der Staat habe gefälligst für die Menschen da zu sein, aber sich sonst nicht einzumischen, wird argumentiert. Impf- und Maskenpflicht wären solche Einmischungen, die sich viele verbieten. Allerdings fordern sie umgekehrt öffentliche Gesundheitsleistungen gratis und sofort.
Um es noch einmal zu sagen: Es muss alles getan werden, um Gesundheitsberufe vor Gewalt und Beschimpfungen zu schützen und die Täter:innen zu verfolgen. Wir müssen uns aber auch alle selbst bewusst machen, was wir mit manchen Forderungen und Formulierungen bei den Menschen auslösen und sollten zudem nicht ein Klima von Hass und Gewalt schüren. (rüm)