Vorarlbergs Textilbranche gibt in Zeiten der Corona-Krise ein kräftiges Lebenszeichen von sich: mehrere Unternehmen haben sich zusammengetan, um Schutzmasken der Kategorie FFP2 und FFP3 zu produzieren. Man kämpft nun um eine rasche Zertifizierung. Gesundheitsberufe fordern indes mehr Schutzausrüstung.
Schutzausrüstung in Zeiten von SARS-Cov-2 ist knapp. Es zeigen sich allerdings auf verschiedenen Ebenen innovative Lösungen ab. In Vorarlberg haben sich regionale Initiativen gebildet, um Atemschutzmasken aber auch Desinfektionsmittel herzustellen. So haben mehrere Firmen ihre Kräfte gebündelt, um Masken zu produzieren. Die Destillerie Freihof in Lustenau wiederum will Desinfektionsmittel herstellen. Nach Koordination durch die Wirtschafts-Standort GmbH) und die „Smart Textiles Plattform“ haben am Wochenende der Textilveredler Grabher Group, der Bandhersteller Bandex, Getzner Textil, die Stickerei Hämmerle, das Unternehmen tecnoplast und der Strumpfhersteller Wolford mit der Produktion von Atemschutzmasken begonnen. Vorerst werden einfache Masken produziert, man arbeite aber an einer Zertifizierung für FFP2 und FFP3-Masken, sagt Bandex-Geschäftsführer Johann Schallert im RELATUS-Gespräch. Eine Hürde stelle derzeit noch die für Medizinprodukte nötige und in Österreich fehlende Zertifizierungsstelle dar. Man will nun rasch Lösungen suchen. Ölz Meisterbäcker liefert Verschlussclips, zudem sind rund 80 Änderungsschneidereien beteiligt, berichtete die wirtschaftspresseagentur.com. Schallert: „Getzner macht die Stoffe für außen, Wolford innere Lagen, tecnoplast das Spritzgussteil für das Atemventil, Bandex die Filter für das Ventil und die elastischen Bänder. Die Materialien sollen dann von Grabher in der Plasmabeschichtungsanlage antimikrobiell beschichtet und ausgerüstet werden.“
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres hat am Samstagabend wegen des Mangels an Schutzausrüstung für Gesundheitsberufe infolge der Corona-Krise einen Hilferuf verfasst. „Die Ärztekammer versucht seit 8 Tagen Schutzausrüstung für Gesundheitsberufe zu bekommen. Es klappt schlicht nicht, obwohl sogar der Bundeskanzler seine Hilfe zugesagt hat“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite. Auf Rückfrage in der Ärztekammer hieß es gegenüber der APA, der Aufruf solle jedoch nicht als Kritik an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verstanden werden, denn dieser sei in der Causa extrem bemüht. Es fehle der Regierung hier aber die Handhabe. „Es läuft die Zeit davon, da die USA in großem Stil auf dem Weltmarkt einkaufen und Schutzausrüstung wird demnächst weltweit nicht mehr erhältlich sein“, sagte Szekeres. Wenig später erhielt Szekeres offenbar einen Anruf von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) – und zeigte sich dann zuversichtlicher. Der Minister habe ihm zugesagt, dass er sich bemühe, ausreichend Masken und ähnliche Ausrüstung für Österreich zu bekommen, sagte Szekeres.
Nach den Ärzten fordern auch die Pflegeberufe mehr Schutzausrüstung. „Beschäftigte in der Pflege, der Alten-, der Behinderten- und der Kinderbetreuung sind besonders gefährdet. Es braucht hier möglichst rasch ausreichend Desinfektionsmittel, Handschuhe und Masken, um diese Berufsgruppen zu schützen“, fordert die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Barbara Teiber. Erste Hilfe könnte eine Lieferung von Schutzausrüstung aus China bringen. Einen diesbezüglichen Bericht von „krone.at“ bestätigten heimische Behörden. Zwei Maschinen der AUA sollen in Kürze mit 130 Tonnen Schutzausrüstung in Wien landen. Österreich hatte auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Krise in China Schutzbekleidung in das betroffene Land geliefert. Dem danken die Chinesen nun offenbar. „krone.at“ zufolge soll ein Gutteil der gelieferten Ausrüstung nach Tirol gehen. (rüm/apa)