Ein milliardenschweres Klima- und Sozialpaket der US-Regierung trifft auch die Pharmaindustrie. Das könnte globale Folgen haben.
Der US-Kongress hat ein milliardenschweres Klimaschutz- und Sozialpaket verabschiedet und Präsident Joe Biden damit einen wichtigen politischen Sieg beschert. Nach dem Senat stimmte am Freitag auch das Repräsentantenhaus in Washington für das Gesetz, das unter anderem rund 370 Milliarden Dollar für Energiesicherheit und Klimaschutz vorsieht – die größte Investition in den Kampf gegen die Erderwärmung in der US-Geschichte. Das gesamte Paket hat ein Volumen von 670 Milliarden US-Dollar. Mit dem Gesetzespaket will der Staat über die nächsten zehn Jahre 740 Milliarden Dollar einnehmen, ein Drittel davon über die Kostensenkung bei Medikamentenpreisen.
Das Gesetz enthält umgekehrt große Summen für die Krankenversicherung. Für das Gesundheitspaket sind 64 Milliarden Dollar vorgesehen. Sie sollen 13 Millionen Menschen dabei unterstützen, in den nächsten drei Jahren ihre privaten Krankenversicherungen zu bezahlen. Das Medicare-Programm soll zudem mehr Schlagkraft bei den Verhandlungen mit Pharmaherstellern über Medikamentenpreise erhalten, bis 2026 aber erstmals gedeckelt auf zehn Arzneimittel. Die USA haben weltweit die höchsten Medikamentenausgaben pro Kopf, gleichzeitig haben sechs der zehn weltweit größten Pharmaunternehmen ihren Sitz in den Vereinigten Staaten.
Kommentatoren sprachen bereits von einem „Denkzettel für die Pharmabranche“ und fragten, ob der Pharmabranche eine „Vertreibung aus dem Paradies“ droht. Tatsächlich könnten die Reformen auch Folgen in Europa haben, gelten doch US-Preise teilweise als Referenzwerte. Zuletzt warnte die Branche, dass innovative Medikamente bei deutlich tieferen Preisen in den USA oder weltweit gar nicht mehr auf den Markt kommen könnten. Das, weil die Kosten und das Risiko in der Forschung und Entwicklung nicht mehr marktgerecht entschädigt würden. (rüm/Agenturen)