Während sich die Situation in den meisten Berufsgruppen wieder normalisiert, verschärft sich die Lage für das Gesundheitssystem.
Der Fachkräftemangel hat das österreichische Gesundheitswesen immer noch fest im Griff. Laut einer Analyse der Marktforschungsagentur INDEX im Auftrag der Recruiting-Plattform Stepstone Österreich sind im zweiten Quartal 2024 vor allem die offenen Stellen bei Ärzt:innen und Pflegepersonal auf ein Rekordhoch gestiegen. Aber auch bei den Apotheken hat sich die Lage zumindest im Vergleich zum Vorjahr nicht wirklich gebessert. Gab es im Juli 2023 auf apojobs.at noch 356 Stellenangebote, sind es mit Stichtag 30. Juli 2024 352 offene Stellen. Demgegenüber stehen zum selben Stichtag 259 Stellengesuche. Die Situation bleibt also angespannt, hat sich aber zumindest nicht verschlechtert.
Anders sieht dies bei Ärzt:innen und in der Pflege aus: Im zweiten Quartal 2024 waren österreichweit um 80 Prozent mehr offene Stellen für Ärzt:innen ausgeschrieben als im Vorjahreszeitraum, wie die Analyse zeigt. Bereits Anfang des Jahres war ein Rekordhoch von knapp 1.500 unbesetzten Stellen zu verzeichnen, nun stieg die Zahl um satte 46 Prozent auf 2.100 an. Vor allem in Wien stiegen die Stellenausschreibungen massiv: Mit 652 offenen Stellen für Ärzt:innen hat sich die Suche hier innerhalb eines Quartals mehr als verdoppelt. Auch die Suche nach Pflegepersonal stieg österreichweit auf einen neuerlichen Rekord von 6.583 offene Stellen. Vor fünf Jahren waren im selben Zeitraum „nur“ 1.571 Pflege-Positionen ausgeschrieben.
Ungeachtet der konjunkturellen Lage verzeichnete der Stellenmarkt in Österreich zuletzt wieder ein Plus. 129.000 Jobs wurden im vergangenen Quartal laut Stepstone österreichweit ausgeschrieben. Das sind 4,3 Prozent mehr als im ersten Quartal. Noch befindet sich der allgemeine Stellenmarkt mit 2,5 Prozent weniger Stellenausschreibungen leicht unter dem Vorjahresniveau, aber ein moderater Aufwärtstrend ist auch in den anderen Berufsgruppen ersichtlich. „Die konjunkturelle Lage wirkt immer noch als Dämpfer, wir bewegen uns aber mit kleinen Schritten nach oben“, kommentierte Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich und der Schweiz.
Gleichzeitig reagieren immer mehr Arbeitgeber:innen und setzten verstärkt auf Employer Branding. 6 von 10 Recruiter:innen sehen dies als wirksame Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Neben Maßnahmen der Mitarbeiter:innenbindung empfiehlt es sich zudem, Quereinsteiger:innen eine Chance zu geben und Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren, heißt es von Stepstone. Eine weitere Möglichkeit, auf den Personalmangel zu reagieren sei es, selbst Fachkräfte auszubilden beziehungsweise weiterzubilden. Das würde bei Lehrstellen beginnen und beinhalte Weiterbildungen sowie umfangreiche Einschulungen für aufstrebende Fachkräfte, die noch nicht über all die Kompetenzen verfügen, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit benötigen werden. Für den Stepstone-Fachkräfteatlas erhebt und untersucht die Marktforschungsagentur INDEX im Auftrag von Stepstone Österreich laufend die Stellenanzeigen in 22 Printmedien und 22 Online-Jobbörsen in Österreich. (kagr)