Der Österreichische Generikaverband unterstreicht die Wichtigkeit von Generika mit aktuellen Zahlen und warnt gleichzeitig vor Engpässen und weiteren Preissenkungen.
Die Versorgung mit Antibiotika erfolgt in Österreich zu 63 Prozent mit Generika. Das zeigt das aktuelle Versorgungsbarometer des Österreichischen Generikaverbandes (OeGV). Eine aktuelle Umfrage der MedUni Wien zeigte erst dieser Tage, dass ein großer Teil des medizinischen Fachpersonals wenig Wissen und kein Vertrauen in Generika und Biosimilars hat – RELATUS PHARM berichtete. Laut dem Versorgungsbarometer des OeGV spielen Generika und Biosimilars vor allem in der Erkältungssaison eine wichtige Versorgungsrolle, denn neben Grippe, grippalen Infekten, RSV und Corona treten häufig zusätzlich noch bakterielle Infektionen auf. Laut Barometer wurden allein in der vergangenen Erkältungssaison 8,5-mal mehr Packungen an antibiotischen Kindersäften ausgeliefert, 54 Prozent davon waren Generika.
Zur Behandlung von Erkältungssymptomen werden aber auch oft Schmerzmittel verschrieben – und auch hier finden sich viele Generika. Unter 100 Millionen Generikapackungen, die in den vergangenen zwölf Monaten in den Apotheken abgegeben wurden, sind zwei der drei am häufigsten verordneten Wirkstoffe schmerzstillend, fiebersenkend und/oder entzündungshemmend: Ibuprofen (5,4 Millionen Packungen), Pantoprazol (4,1 Millionen Packungen) und Paracetamol (3,4 Millionen Packungen).
Aber nicht nur in der Erkältungssaison spielen Generika eine wichtige Rolle in der Versorgung: Auch die Therapie des Typ-II Diabetes erfolgt zu fast 60 Prozent mit Generika, die nur 23 Prozent der Kosten ausmachen. Vor einem Jahr wurden Gliptin-Antidiabetika patentfrei; der Generikaanteil beträgt mittlerweile über 80 Prozent nach Packungen. Laut Barometer stammen mehr als 90 Prozent der abgegebenen Medikamentenpackungen aus dem patentfreien Segment, davon sind 57 Prozent Generika.
Was der OeGV wiederholt kritisiert: Obwohl die Anzahl der behandelten Patient:innen konstant geblieben ist, sind die Kosten im selben Zeitraum um fast 70 Prozent gesunken. In Österreich sorge der starke Preisdruck dafür, dass rund 20 Medikamente pro Monat den Erstattungskodex verlassen, weil eine wirtschaftliche Vermarktung nicht mehr möglich ist. Allein in Europa haben laut OeGV bereits über ein Viertel der Generika in den vergangenen zehn Jahren den Markt verlassen. Das sogenannte Preisband hat im Oktober Preissenkungen bei patentfreien Produkten von 77,6 Millionen Euro erzwungen, das der Generikaindustrie für Investitionen in europäische Produktion fehlen wird, heißt es dazu vom OeGV. „Die Generika-Unternehmen geraten bei ohnehin schon sehr günstigen Generika noch mehr unter Preisdruck. Die Folge: Eine wirtschaftliche Vermarktung wird für viele Hersteller nicht mehr möglich sein und wir verlieren das Angebot am Markt. Das schadet vor allem den Patientinnen und Patienten“, Wolfgang Andiel, Präsident des Generikaverbandes.
Der Österreichische Generikaverband fordert daher politische Entscheidungsträger:innen auf, bessere Marktbedingungen zu schaffen und sicherzustellen, dass ein breites Generika-Angebot weiterhin verfügbar ist. So könnte eine Anhebung der Generika-Verschreibungen denselben Einsparungseffekt für die Krankenkassen erzielen wie die erzwungenen Preissenkungen, gleichzeitig aber mehr Medikamente im Markt erhalten, heißt es von Seiten des OeGV. (kagr)