Ein Schweizer Pharmaunternehmen hat seinen Standort in Wien ausgebaut. Damit werden nicht nur über 100 neue Jobs geschaffen, es sind auch weitere Investitionen geplant.
160 neue Jobs und 200 Millionen Euro an Investitionen – das auf die Herstellung von Arzneimitteln aus menschlichem Plasma spezialisierte Schweizer Unternehmen Octapharma hat seinen Standort in Wien-Favoriten massiv ausgebaut. Ein „starkes Zeichen für den Pharmastandort Österreich“, befindet die Industrievertretung Pharmig. Der Spatenstich erfolgte im September 2023, in rund 15 Monaten wurde der Ausbau fertiggestellt. Die Bereiche Sichtkontrolle, Verpackung und Logistik wurden so von 2.800 auf insgesamt 6.300 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Die Produktion soll so um 50 Prozent erhöht werden, auch, um der „steigenden Nachfrage nach Plasmaprodukten Rechnung zu tragen“, sagte die Geschäftsführerin Barbara Rangetinger am Mittwoch.
Aktuell sind 1.500 Mitarbeiter:innen am Wiener Standort von Octapharma tätig – es ist der weltweit Größte des Unternehmens mit insgesamt 31 Niederlassungen. Ein Großteil der Produktionen wird exportiert, etwa nach China, in die USA oder nach Indonesien. Der Erweiterungsbau in Wien sei geschaffen worden, um Produktionsausfälle zu verhindern. Derzeit erfolgt die Sichtungskontrolle, also die optische Prüfung der Arzneimittel auf Fehler, noch halbautomatisch, ab 2027 soll dann ein Vollautomat für die visuelle Unterstützung kommen. Auch künftig soll in den Standort investiert werden. So ist laut Rangetiner etwa eine weitere Produktlinie in Planung. Zudem habe die AGES, die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, den Betrieb wegen der nun strengeren Regularien kürzlich inspiziert. Infolgedessen müsse unter anderem bei der Flaschenbefüllung nachjustiert werden. In etwa 170 bis 180 Millionen Euro sollen „in den nächsten fünf bis acht Jahren“ bereitgestellt werden.
„Jedes Investment, das in einen hiesigen Standort fließt, ist höchst erfreulich. Damit werden neue Arbeitsplätze geschaffen, Wertschöpfung wird generiert und Österreichs Attraktivität als Wirtschaftsstandort gestärkt“, kommentierte Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Er gibt zu bedenken, „dass solche Investitionen vor dem Hintergrund restriktiver Preisregularien und überbordender Regelungen keine Selbstverständlichkeit sind“. Hier herrsche Handlungsbedarf, mittlerweile würden jedes Monat 20 Medikamente vom Markt verschwinden. Herzog fordert deshalb eine Inflationsanpassung bei Arzneimittelpreisen sowie eine integrierte Standortpolitik, „die Forschung, Produktion und den Zugang zu Arzneimitteln im großen Ganzen denkt“. Vorbilder seien Deutschland, Dänemark und Spanien, die eine eigene Life-Science-Strategie „auf höchster politischer Ebene“ haben. (red)